Rezension von Ulrike

Frau Häckh erzählt von ihrem Werdegang und der täglichen Realität mit ihren 400 Schafen. Sie lebt ein ursprüngliches und einfaches Leben auf dem Lande und wandert mit ihrer Herde zwischen der Schwäbischen Alp und dem Bodensee. Die Jahreszeiten und das Nahrungsangebot für die Schafe bestimmen ihre Wege. Die vier Kapitel des Buches strukturieren die authentischen Erzählungen und enthalten Anekdoten aus ihrem Leben und dem ihrer Eltern.

Teil 1– Unter Wanderschäfern

Teil 2 – Wie alles begann.

Teil 3 – Die Kunst des Hütens und andere Schäfergeschichten

Teil 4 – Es geht ums Überleben

Fazit

Ruth Häckh wurde in eine Familie hineingeboren, die seit Generationen die Wanderschäferei ausübt. Die Liebe zur Natur, zu den Tieren und das Wissen um die Besonderheiten der Jahreszeiten, all das hat sie als Kind erlebt. Ganz natürlich ist sie in ihre Aufgaben hineingewachsen. Ihr Vater lebte für und mit den Schafen. Frau Häckh berichtet berührend, dass all seine Gedanken immer bei den Schafen waren und ihre Mutter sich um die Kinder kümmerte. Dies veränderte sich erst, als er Rentner wurde. Erst dann konnte er all die Fürsorge, die er für die Herde aufwandte an seine Kinder und Enkelkinder weitergeben. Das Leben als Schäfer fordert vollen Einsatz und Hingabe. Es wird von Emotionen und harter Arbeit geschrieben, von Pferchen, Hurden, Pfählen und dem Schäferkarren. Das Wort Schäferstündchen hat hier seinen Ursprung, auch wenn die Vorstellung von einem gemütlichen Platz nicht unbedingt auf so einen Karren zutrifft. Die Autorin beschreibt die Ausstattung des Schäferkarrens und das Leben darin. Sie erzählt, wie sich das Schäferleben im Laufe der Zeit verändert hat und das sie mittlerweile die weiten Reisen mit der Herde an den Bodensee eingestellt hat. Sie erzählt hier aus früheren Zeiten von langen Wanderungen mit den Schafen, von vielen Abenteuern und Gefahren und von Glücksgefühlen und Zufriedenheit. In jungen Jahren reiste sie mit ihrem Freund um die Welt, solange bis sie krank vor Heimweh wurde. Sie war glücklich, wieder zu ihren Wurzeln nach Sontheim zurückkehren. Es war nicht leicht, dort einen eigenen Weg einzuschlagen. Es folgten Heirat, Kinder und eine eigene Herde, zunächst mit 100 Schafen. Später wurde ein Haus gebaut. Beziehungen zerbrachen und neue kamen und immer wieder das Leben mit den Tieren. Lämmer werden geboren, Schafe geschoren, Feste gefeiert und die beeindruckenden Naturlandschaften gepflegt. Ruth Häckh wurde Bio(land) Schäferin. Das artgerechte Halten der Herde und die Erhaltung der biologischen Vielfalt waren Kernpunkte in ihrem Handeln. Vier Lamm-Rezepte zeigen, dass es möglich ist, aus allen Teilen eines Lammes schmackhafte Mahlzeiten zuzubereiten. Nicht immer nur Keule und Filet, es gehört zur Achtung vor den Tieren, nichts von den wertvollen Produkten wegzuwerfen. Am Ende des Buches werden im Glossar einige typische Schäferbegriffe, wie zum Beispiel den der Schäferschippe, erläutert.

Beim Lesen möchte man nicht mehr aufhören. Es tauchen Bilder von weiten Landschaften und großen Schafherden auf. Mal spürt man die Kälte und ein anderes Mal das Glück und die Dankbarkeit für die Schöpfung. Ruth Häckh gibt mit ihrem Werk Einblick in ein außergewöhnliches Leben. Nichts ist ideal, manches ist aufregend, interessant, romantisch, beeindruckend aber ebenso sorgenvoll. Der Text enthält Emotionalität und malt Bilder mit Worten. Die Schäferin und ihre Aktivität kommen dem Leser nah und öffnen immer wieder kleine Fenster zu neuen Sichtweisen auf die Welt, das Leben, auf Gott und die Natur.

Das Buch ist angenehm, zu lesen, und vermittelt nebenbei vielfältiges Wissen über den Schäferberuf. Alte Traditionen und einfaches Landleben werden ungeschönt beschrieben. Nicht allzeit ist das Leben von Frau Häckh problemlos und dennoch findet sie immer wieder einen Weg.

Ein großartiges Buch das authentisch und manchmal augenzwinkernd die Liebe zur Natur, zu den Schafen und dem Schäferdasein in den Mittelpunkt stellt. Die zauberhaften Bilder unterstützen die beschrieben Eindrücke und wecken Lust, mit offen Augen durch die Welt zu schreiten. Es ist gelungen, dass im Buch vier Rezepte abgedruckt sind, die genau das widerspiegeln, was Frau Häckh lebt, Einfachheit und Achtsamkeit.

Das Buch ist für all die Menschen zu empfehlen, die sich für Lebensgeschichten interessieren, die das ursprüngliche lieben und die neugierig sind auf andere Lebensentwürfe und nebenbei etwas über den Beruf des Schäfers bzw. der Schäferin erfahren möchten. Für mich ein wundervolles Buch, dass ich auf alle Fälle mehrmals lesen werde.

Grunddaten: Das Buch „ Eine für alle“ von Ruth Häckh im Format 13,7 x 3,6 x 21,2 cm umfasst 368 Seiten. Schwarzweißbilder ergänzen den Text, im Mittelteil des Buches findet der Leser ganzseitige Farbfotos aus dem Alltag der Schäferin.