Rezension von Ramon

Inhalt

Der junge Max ist mit seinen Großeltern aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland eingewandert. Sie leben in einer Flüchtlingsunterkunft und insbesondere die Großmutter fühlt sich mehr als fremd in der neuen Heimat. Sie wettert den ganzen Tag gegen alles und jeden in Deutschland an. Obgleich die Großmutter nur durch ein entferntes jüdisches Familienmitglied die Einreise der Familie erreichen konnte, ist sie gegenüber Juden mehr als voreingenommen.  

Vorgeblich will sie ihren Enkel beschützen, vor den Türken und Arabern, mit denen er zur Schule geht, vor der Schule selbst und vor den Ärzten. Doch ihre angebliche Sorge, die sich auch noch auf die Ernährung des Enkels erstreckt, nimmt immer wieder eindeutig sadistische Züge an. So backt sie Max jedes Jahr einen Geburtstagskuchen, den sie dann mit einer zufällig eingeladenen Nachbarin verspeist, während Max zuschauen muss. So etwas Ungesundes darf Max natürlich nicht selbst essen. Gegenüber Besuchern bezeichnet sie Max dann als einen Dummkopf, der ohne sie vollkommen hilflos wäre, obgleich ihm eigentlich überhaupt nichts fehlt.

Der Roman fängt sehr vielversprechend an, mit einer Passage, die schon auf der Buchrückseite zitiert wird: „Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als mein Großvater sich verliebte. Es war klar, dass die Großmutter nichts davon mitkriegen sollte. Sie hatte schon bei geringeren Anlässen gedroht, ihn umzubringen, zum Beispiel, wenn er beim Abendessen das Brot zerkrümelte.“

Doch leider zerfasert die Geschichte relativ schnell ins Episodische, ohne zu einem roten Faden zu finden. Immer wieder gibt es Momente, die aufgrund ihrer Situationskomik an sich gut funktionieren. Einzelne Handlungsstränge sind spannend zu verfolgen: Wie wird die Großmutter reagieren, als sich ihr Mann in eine junge Frau verliebt? Doch insgesamt fügt sich für mich einfach zu wenig zusammen. Vor allem aber sind die Charaktere für mich nicht glaubhaft und passen nicht zum Tonfall der Geschichte, die alles in allem heiter ist.

Ich habe das Gefühl, die Großmutter soll am Ende als ein Mensch aus der Kategorie „harte Schale, weicher Kern“ erscheinen. Als jemand, der mit der Situation überfordert, aber doch eigentlich liebenswert ist und sich um seine Familie kümmert. Das nehme ich aber erstens der Figur nicht ab und zweitens finde ich auch den Erzähler hier nicht glaubhaft. Würde ein Junge, der solcherart sadistisch von seiner wichtigsten Bezugsperson behandelt wird, dies wirklich in einem heiteren Tonfall beschreiben? Meines Erachtens passt der Sound des Romans einfach nicht so recht zum Inhalt, der ernsthafter ausgestaltet werden müsste. Dabei habe ich gar nichts dagegen, dass auch Ernstes mit Humor erzählt wird. Doch wenn dieser so flapsig daher kommt wie hier, dann passt es für mich einfach nicht zusammen.

Fazit

Interessante Ansätze, aber eine Umsetzung, die dem Thema nicht gerecht wird.