Kathrin Sohst: Zart im Nehmen

Rezension von Annemarie

Inhalt

Ich bin hochsensibel. Für viele ist es eine Erleichterung, wenn sie herausfinden, dass sie hochsensibel sind. Endlich verstehen sie, warum sie immer anders waren als die anderen, endlich verstehen sie, dass an ihnen nichts Falsches oder Schwaches ist, weil sie anders reagierten als andere, sich öfters unverstanden fühlten und oft das Gefühl hatten, von den vielen Umweltreizen einfach überfordert zu sein. Oft stellt sich im Anschluss an diese Erkenntnis aber schnell die Frage, wie sie denn mit ihrer eigenen Hochsensibilität umgehen sollen. Bedeutet diese besondere Eigenschaft nur Nachteile? Habe ich nur Einschränkungen? Im Gegenteil, Hochsensible haben ein enormes Potential – sie müssen nur wissen, wie sie es nutzen können. Und genau das lernt man in diesem Buch.

Verfasserin des Buches ist Kathrin Sohst, eine Beraterin und Coach im Bereich Hochsensibilität sowie Autorin diverser Bücher im Bereich Sensibilität. Dieser Band ist bereits in mehreren Ländern herausgegeben worden und in Spanien auf die Bestsellerliste gekommen.

Zusammengesetzt ist er aus vier Teilen plus Einleitung und Anhang. Diese Teile sind nochmals in Kapitel untergliedert. Der erste Teil informiert über Hochsensibilität allgemein. Er beinhaltet einen Selbsttest, ob man hochsensibel ist, und informiert darüber, welchen Herausforderungen Hochsensible gegenüber stehen und welche Entwicklungsmöglichkeiten und Potentiale für Hochsensible bestehen. Teil zwei hat das Erleben der Hochsensiblen als Inhalt. In diesem Teil geht es um das Sinneserleben und die Gesundheit von Hochsensiblen, die Themenfelder Arbeit und Berufung, Beziehung und Familie, Freizeit und Konsum sowie Sinn und Übersinnliches. Teil drei beinhaltet Informationen und Ratschlägen dazu, wie Hochsensible sich selbst stärken können. In diesem Teil geht es unter anderem um die Bereiche Vertrauen, Zulassen, Vergeben, Wachsen, Fokussieren, Starkmacher und einiges mehr. Der vierte und letzte Teil schließlich enthält das Zart-stark-Manifest.

In den Teilen sind in kursiver Schrift diverse Fallgeschichten von hochsensiblen Personen – meist Erfolgsgeschichten, in denen die Hochsensiblen erläutern, wie sie ihre Eigenschaften in Abhängigkeit von der Situation optimal nutzen und mit ihren Besonderheiten umgehen – die teilweise über mehrere Seiten gehen.

Das Buch ist als Lesebuch gestaltet und sollte von vorne nach hinten durchgelesen werden.

Rezension

Wie das Coverbild mit den zarten Blättern schon andeutet und erahnen lässt, ist das Buch sehr sensibel geschrieben. Man merkt einfach, dass die Autorin jede Menge Erfahrung im Umgang mit Hochsensiblen hat. So schreibt sie direkt auf Augenhöhe mit den Hochsensiblen – nicht belehrend, nicht von oben herab, sondern ähnlich wie eine gute Freundin. Die vielen Fallgeschichten vermitteln einem das Gefühl, nicht alleine zu sein, dass die sogar für einen selbst manchmal etwas merkwürdig erscheinenden Verhaltensweisen ganz normal sind, und: Sie geben einem Tipps für Lösungen.

So handelt es sich um ein Buch für Hochsensible, welches ihnen das Leben erleichtert und ihnen hilft, besser mit ihrer Hochsensibilität klarzukommen. Wer so einen Band sucht, ist mit dieser Lektüre gut beraten. Sie ist ziemlich klein, handlich und relativ leicht, sodass sie auch gut im Bett gelesen oder unterwegs mitgenommen werden kann – sofern man ihr direkt nach Erhalt des Buches einen stabilen Schutzumschlag umtut. So hat mir die Qualität des Einbands überhaupt nicht gut gefallen. Schon nach kürzester Zeit sah der Band trotz pfleglicher Behandlung völlig abgenutzt aus. Gerade Hochsensible legen Wert auf ein ansprechendes Äußeres, nehmen sie doch mit allen Sinnen – darunter auch mit ihrem Sehsinn – stärker wahr. So kann besonders Hochsensiblen ein dermaßen schnell so abgenutzter Band die Freude am Lesen komplett verleiden. Und das fand ich wirklich enttäuschend, gerade, weil der Inhalt so gut und nützlich ist.

Fazit

Ein ziemlich interessantes, wie von einer guten Bekannten und sensibel geschriebenes, hilfreiches Lesebuch, das sich für alle lohnt, die vermutlich hochsensibel sind und dabei im Alltag immer wieder an ihre Grenzen kommen – leider mit starken Schwächen bei der Einbandqualität.