Rezension von Annemarie
Inhalt
Klassik. Den einen entlockt sie nur ein verächtliches Schnauben, manche hassen sie förmlich, andere hingegen gehen komplett in ihr auf und können gar nicht genug davon bekommen. Und manchmal kommen einem dann Fragen auf, die so skurril und ungewöhnlich sind, dass man sie beim besten Willen nicht beantworten kann – und nirgends eine gute Antwort dazu findet.
Und ein paar dieser Fragen beantwortet Eleonore Büning in ihrem Werk.
Er ist als Lesebuch gestaltet und besteht aus 58 kurzen Kapiteln, die allesamt in wenigen Minuten gelesen werden können. Somit eignet sich der Band ausgesprochen gut dazu, zwischendurch und in vielen kleinen Häppchen gelesen zu werden – gerade auch dann, wenn man nur kurz Zeit hat. Jedes dieser Kapitel hat eine Frage zur klassischen Musik zum Inhalt, die oft so absurd, zugleich aber auch logisch ist, dass man sich nie trauen würden, sie einem Musikexperten zu stellen, dennoch aber sehr begierig auf die Antwort sein kann. Begonnen mit der Frage, ob man im Konzert einschlafen darf, über Fragen zur Einstellung von Komponisten zu bestimmten Themen, Fragen zur Musik selber – etwa, was an einem Scherzo so lustig ist – warum ausgerechnet an Weihnachten so viel gesungen wird, wie man eine Diva wird, bis zur Frage, ob Stardirigenten auch mit dem Privatjet fliegen dürfen, ist ein buntes Potpourri dabei. Dabei sind die Fragen nicht streng nach Thema geordnet, sondern eher zufällig angeordnet, sodass man wirklich jedes Mal aufs Neue überrascht ist, was im nächsten Kapitel für eine Frage behandelt wird.
Rezension
Was für eine geniale Idee! Gerade zu einer Zeit, in der viele Menschen die klassischen Konzerte vermutlich schmerzlich vermissen – wurden sie infolge des Teil-Lockdowns doch fast alle gecancelt – einen fröhlichen Band mit skurrilen Fragen zur klassischen Musik zu schreiben – das ist aus Meiner Sicht eine wirklich gute Idee. So fand ich die Fragen wirklich toll und gut ausgesucht. Nur – die Antworten gefielen mir zum Teil weniger. Ich hätte mir gewünscht – und hatte es ehrlich gesagt auch erwartet – dass Frau Büning, humorvoll, fröhlich, unterhaltsam schreibt. Nun, unterhaltsam sind die Texte durchaus, allerdings hatte ich oft den Eindruck, dass Büning doch sehr von oben herab schreibt. Sie hat alles an Wissen und manche Fragen sind einfach dumm – so kam es bei mir rüber. Und das machte auch mich gar keinen guten Eindruck. Mag sein, dass sie versuchte, mit ihren flapsigen Worten lustig zu wirken, das ging aber aus meiner Sicht oft ziemlich in die Hose. Lustig fand ich die Antworten kaum. So wirkte die Autorin auf mich oft einfach nur besserwisserisch-arrogant. Naja.
Wenn man aber ihre Arroganz ignoriert bzw. hofft, dass es sich hierbei nur um überspielte Unsicherheit handelt bzw. eine etwas misslungene Form des Humors, lernt man einiges zur klassischen Musik – insbesondere ungewöhnliche Infos, die man sonst nirgendwo findet. Und: Man bekommt ein sehr breites und umfangreiches Wissen vermittelt, mit dem man bei Smalltalkrunden im Konzert oder im Kreis mit Liebhabern klassischer Musik ganz gut hervorstechen und die Runde auch bestens unterhalten kann – vorausgesetzt natürlich, man hat Spaß daran, andere zu unterhalten und beim Gegenüber handelt es sich um einen humorvollen und offenen Klassikliebhaber.
Warum unter jedem Kapitel das Datum steht, an dem es verfasst wurde, ist mir offen gesagt bis heute nicht klar, aber es wird wohl seinen Sinn haben.
Klar sollte einem aber auch sein, dass dieser Band vor allem für Klassikfans geeignet ist. Wer ihn einer Person schenken möchte, von der er nicht sicher weiß, ob sie Klassik liebt, sollte vermutlich lieber auf ein anderes Geschenk zurückgreifen – schließlich sind die Inhalte schon sehr spezifisch auf klassische Musik zugeschnitten.
Fazit
Ein ganz nettes, informatives Lesebuch, in dem viele ungewöhnliche Fragen zur klassischen Musik beantwortet werden. Allen zu empfehlen, die die Schreibweise der Autorin mögen.