Gebären ist ein ganz natürlicher Prozess – der aber infolge der Kopfgröße des Kindes beim Menschen doch teilweise mit einigen Herausforderungen verbunden ist. So herrscht rund um dieses Thema gerade bei Erstgebärenden einiges an Unsicherheit. Und darüber soll dieser Band aufklären.
Unterteilt ist er in drei Teile: „Vorbereiten“, also die Vorbereitung auf die Geburt, „Erleben“, hier werden die unterschiedlichen Geburtswege – also u.a. Kaiserschnitt und vaginale Geburt – erläutert, und „Verarbeiten“. Zu Beginn werden zunächst einige einführende Infos zur Geburt gegeben, bevor anschließend allgemein auf den Unterschied zwischen Bauchgeburt, d.h. Kaiserschnitt, und Spontangeburt, also die vaginale, erläutert wird. Anschließend werden im zweiten Teil unterschiedliche Formen der vaginalen Geburt vorgestellt, darunter die Wassergeburt, die Geburt unter Hypnose, die stark medizinisch unterstützte natürliche Geburt, die Hausgeburt sowie die Geburtshausgeburt. Beim Kaiserschnitt wird zwischen ungeplantem und geplantem Kaiserschnitt unterschieden. Im letzten Kapitel dieses Teils werden besondere Geburten, also Zwillingsgeburten, vaginale Beckenendlagengeburten, Frühgeburten und stille Geburten behandelt. In Teil drei wird kurz das Wochenbett angeschnitten, bevor die Autorin etwas ausführlicher auf die Gefühle der Mutter nach der Geburt eingeht, gerade auch, wenn die Geburt nicht so schön lief wie erhofft oder sogar Gewalt während der Geburt im Spiel war. Zudem werden ein paar Informationen zum Umgang mit dem eigenen Körper nach der Geburt gegeben.
Im Buch verteilt kommen in farblich hervorgehobenen Kästchen verschiedene Frauen mit ihren persönlichen Geburtserfahrungen zu Wort.
Der Band ist als Lesebuch konzipiert und sollte daher logischerweise auch von vorne nach hinten durchgelesen werden.
Rezension
Ich hatte erwartet, ein Buch zu erhalten, in dem ich über die Geburt aufgeklärt werde und so ruhiger und entspannter an diese herangehen kann. Was ich erhalten habe, war ein Buch, das mich erst recht unruhig gemacht hat. Näheres dazu weiter unten.
So schreibt die Autorin leider oft nicht Klartext. Irgendwie ist alles gut, aber auch nicht so gut. So schreibt sie bei Kaiserschnitten, dass diese die zweitgrößte Bauchoperation nach der Gebärmutterentfernung sind und die hohe Anzahl an Kaiserschnitten durchaus mit Sorge zu sehen ist. Dann kommen aber diverse Frauen zu Wort, die den Wunschkaiserschnitt ganz toll fanden und ihn jederzeit wieder machen würden. In einer Überschrift steht sogar, man solle sich auf den Kaiserschnitt freuen. Ich habe keine einzige Überschrift gelesen, in der steht, man solle sich auf die vaginale Geburt freuen. U.a. wird auch eine Sportlerin genannt, die u.a. deswegen einen Kaiserschnitt machen ließ, weil die vaginale Geburt Schäden am Beckenboden hinterlasse und sie mit dem Kaiserschnitt weniger negative Folgen für ihre Sportlichkeit einplante. Anstatt dass dem entgegengesetzt wird, was die langfristigen Folgen des Kaiserschnitts sind – und da gibt es einige – und ergänzt wird, dass nach einem Kaiserschnitt ebenso der Beckenboden gehörig in Mitleidenschaft gezogen sein kann, lässt sie diese Behauptung einfach unkommentiert. Dass in einem rund 10 cm breiten Streifen rund um die Kaiserschnittnarbe teils lebenslang kein Gefühl mehr vorhanden sein kann, erwähnt Frau Imlau im gesamten Buch kein einziges Mal. Stattdessen nennt sie ausführlich die Geburtsverletzungen der vaginalen Geburt in aller Deutlichkeit. Das passt einfach überhaupt nicht zusammen. Die natürliche Geburt sei hingegen eine „verflixt schmerzhafte Angelegenheit“ und ganz viele zu Wort kommende Frauen mit vaginaler Geburt schreiben auch, dass bei ihnen die natürliche Geburt mit sehr starken Schmerzen verbunden war, während man nach dem Kaiserschnitt schön Schmerzmittel einnehmen könne, dann sei alles gut. Ich vermute, dass die Autorin versucht hat, auszudrücken, dass alle Geburtswege Vor- und Nachteile haben, nur irgendwie ist das meiner Meinung nach doch etwas schief gelaufen. Neutral und objektiv ist der Band jedenfalls definitiv nicht.
Vor dem Hintergrund, dass der Kaiserschnitt nun einmal eine große Bauchoperation ist und mit meinem – nicht in diesem Buch erworbenen – Wissen über die vielen negativen Folgen von Kaiserschnitten kam mir dann die Frage auf, wie ich denn mein Kind zur Welt bringen soll, wenn doch irgendwie jeder Geburtsweg richtig miserabel werden kann. Und dann schreibt die Autorin am Ende noch schön über Gewalt in der Geburtshilfe – da hätte ich mir gewünscht, dass noch irgendwo etwas positives kommt. Im Klartext: Frau Imlau versteht es hervorragend, mich zu beunruhigen.
Weiterhin fiel mir schon von der ersten Seite an auf, dass Frau Imlau keine Hebamme ist und allenfalls oberflächlich in der Materie steckt. So hat sie zwar Wissen, allerdings ist dieses Wissen häufig ziemlich allgemein und schwammig. Und man findet es ohne Probleme im Internet – oft sogar deutlich ausführlicher als in diesem Buch. Ich hatte mich vor der Lektüre des Bandes schon etwas mit der Geburt beschäftigt und leider wenig Neues erfahren.
Eine simple Liste pro/contra Bauchgeburt vs. Kaiserschnitt, bestimmte Positionen bei der Geburt etc. hätte deutlich mehr Klarheit geschaffen als diese viele Herumgeschwurbel, bei dem sich die Autorin zudem relativ oft wiederholt. So bin ich von diesem Buch leider doch etwas enttäuscht.
Fazit: Ein recht allgemeiner Band rund um das Thema Geburt. Für Frauen geeignet, die sich bisher noch kaum damit auseinandergesetzt haben und vor negativen Erfahrungen rund um das Thema Geburt keine Angst haben.