Rezension von Amir
Marlen Suypa Bodden erzählt die Geschichte ihrer Vorfahren auf eine andere Art und Weise.
Das 19. Jh. war eins der Schrecklichsten überhaupt – die Sklaverei war ein unglaubliches Business, wobei die weiße „Rasse“ die sog. schwarze „Rasse“ ausnützte und sie wie Tiere behandelten. Davon weiß mittlerweile jeder viel und noch etwas dazu zu sagen, fällt dem Autor dieser Rezension schwer… Also, jetzt zum Buch!
Es ist das erste Werk von Marlen Suypa Bodden, die eigentlich eine Anwältin ist und sich seit über zwanzig Jahren für die Rechte der unterdrückten Gesellschaft einsetzt – was auch in ihrem Buch klar sichtbar ist.
Alabama und die Sklaverei
Wir schreiben das Jahr 1853. In Alabama wächst die Zahl der Sklaven von Tag zu Tag: Für Allen Hall, der ein Plantagenbesitzer ist und eine Armee von Arbeitern dunkler Haut besitzt, „arbeitet“ auch die kleine Sarah, die sehr gut mit der Tochter des Plantagenbesitzers befreundet ist. Die kleine Sarah genießt von Anfang an große Privilegien: Ihre Mutter muss keine schwere Arbeit erledigen, sondern ist eine Art „Hausmädchen“ – sie kocht gut und erledigt auch andere Arbeiten, von denen andere dunkelhäutige Frauen in dieser Zeit nur träumen können.
Als Clarissa Allen heiratet und von Zuhause wegzieht, bekommt sie ein skurriles Geschenk – Sarah! Heutzutage unfassbar, jedoch waren die Bräuche und Sitten der damaligen Zeit um einiges anders, als wie wir sie heute kennen. Jedoch hat es Sarah jetzt auch nicht viel leichter, denn, nach einer relativ kurzen Zeit, möchte der Ehemann von Clarissa nichts mehr mit ihr zu tun haben: Er negiert, dass das neugeborene Kind von Clarissa seins ist! Eine Schande von unglaublichem Ausmaße breitet sich aus und Clarissa beschließt, zusammen mit Sarah, zurück zu ihrem Vater zu gehen. Dieser Entschluss ist jedoch der Funken, das der ohnehin auf Spannung stehender Gesellschaft fehlte! Die „gelbhäutige“ Sarah, wie sie schon am Anfang beschrieben wurde, wird sich noch ein eine wahre Heldin verwandeln!
Ein Roman … ein merkwürdiger Roman!
Der Debütroman von Marlen Suypa Bodden lässt zu wünschen übrig: Einerseits hat sie es wirklich geschafft, schon innerhalb der ersten zwei Seiten eine unglaubliche Spannung und Neugierde zu wecken, die den Leser packt und von der er später mehr wünscht, doch andererseits geht der Lesen dann leer aus – emotionelle Zeilen, die einen bewegen oder die Tränen in die Augen treiben, sind Mangelware. Besonders stark hat mich der komische Stil des Erzählens gestört: Manchmal scheint es mir, als ob ein Kind eine Geschichte seiner Mutter zum Frühstück erzählt – die Zeilen und Abschnitte wirken irgendwie plump, es fehlt der Biss und die Aussagekraft des Werkes, das Tempo der Erzählung ist einfach zu langsam und der Leser quält sich durch die ersten 60 Seiten!
Jedoch versteckt das Buch zahlreiche Überraschungen, ein immenses Fachwissen über die damaligen Umstände, unter denen nicht nur die dunkelheutigen, sondern alle Frauen leben müssten und das Ende ist ziemlich unerwartet – im Großen und Ganzen hat sich Marlen sehr viel Mühe mit diesem Werk gegeben, jedoch muss sie noch das Gefühl zum Erzählen entwickeln. Der nächste Roman wird sicherlich dieses Gefühl haben!
Weitere Infos
Dr. Marlen Suyapa Boden ist eine Anwältin und setzt sich seit über 20 Jahre für die Rechte von benachteiligten Leuten ein – „Der Himmel über Alabama“ ist ihr Erstling.
Die deutsche Erstausgabe, die bei der Verlagsgruppe „Random House“ zu finden ist, enthält 415 Seiten. Die Originalfassung im Englischen hieß „The Wedding Gift“ (Das Hochzeitsgeschenk), was jedoch in Deutschland geändert wurde.
Meine Bewertung
(O – war grausam!! 10- exzellentes Buch!!)
Historischer Wert: 0-10: 8
Spannung: 0-10: 5
Lesefreude: 0-10: 7
Muss-man-gelesen-haben: 0-10: 4