Interview mit Ralf Hergarten

 

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(c) Ralf Hergarten

Ralf Hergarten, geboren 1965 auf Kölns „Schäl Sick“, ist seit 1980 mit Unterbrechungen Wahl-, Wohn- und Überzeugungseifler.
Ex-Unternehmensberater, Ex-Motorradfahrer und Ex-Bürgermeister der Stadt Schleiden, in der die ehemalige Nazi-Ordensburg Vogelsang liegt. Nach der / durch die Politik ließ ihn das kriminelle Denken nicht mehr los und er schrieb seinen ersten Krimi „Tief in der Eifel“.

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe eine Geschichte, die erzählt werden will. Die schreibe ich. Wenn das Manuskript beim Verlag ist, und das Buch auf den Markt kommt, dann schaue ich natürlich gebannt darauf, was zur gleichen Zeit auch auf den Markt kommt.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Ich denke, diese Rankings sind hilfreich für den Buchhandel, um sichere Kaufentscheidungen zu treffen, und für Leser, die gern lesen, was alle lesen. Ich treffe meine Leseentscheidungen anders, unabhängig von Bestsellerlisten.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Ablenken, Interwiews beantworten. Nein, im Ernst: Rausgehen, leben, er-leben und Geschichten aufschnappen.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Das wechselt. Wichtiger als die kontinuierliche Zeit ist die Regelmäßigkeit, ich versuche, jeden Tag ein paar Minuten online zu sein, und das klappt in der Regel auch.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Internet. Foren, aktives Einmischen in Themen und neugierig machen auf die eigene Website.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Viele Eifel-Krimi-Autoren, besonders Elke Pistor und Rudi Jagusch, aber auch Arno Strobel.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Ich denke, dazu sind „besondere Geschichten“ rund um die Autoren notwendig. Eine spezielle Vita, oder einfach eine Story im Roman, die was neues, kreatives bringt.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Wenn es eine Geschichte ist, „die raus will“, dann in groben Zügen aufschreiben. Dann eine Weile darauf verwenden, Fachliteratur zum Thema „Schreiben“ zu studieren und den eigenen Entwurf daraufhin noch mal ganz neu überarbeiten. Viele Anfänger (ich eingeschlossen) beginnen, ohne das Handwerkszeug zu kennen.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Ja, bei Gewalt an Kindern und bei esoterischen Dingen. Das eine, weil es mich anwidert und das andere, weil es eine Gedankenwelt ist, die ich nicht nachvollziehen kann.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Das muß jeder Autor selbst wissen. Bei mir hat sich das Thema noch nicht gestellt, aber ich finde, solange man mit Respekt schreibt, kann man die meisten Fehler umgehen.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Ich schreibe, so, wie mir die Lust dazu kommt. Das kann auch mitten in der Nacht sein, wenn mir eine gute Idee plötzlich gekommen ist.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Es laufen ein paar parallele Projekte. Ein Band aus der begonnenen Eifelkrimi – Serie wird sich um einen Umweltskandal drehen, parallel arbeite ich an den Grundzügen für einen Psycho-Krimi.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.

Gern!

 

Ralf Hergarten in www