Rezension von Lisa
A dark heart. A pure soul.
A kingdom in danger.
Alina ist einfache Kartografin in der Ersten Armee des Zaren. Dass sie heimlich in Maljen verliebt ist, ihren besten Freund seit Kindertagen, darf niemand wissen. Schon gar nicht Maljen selbst, der erfolgreiche Fährtenleser und Frauenschwarm. Bei einem Überfall rettet Alina Maljen auf unbegreifliche Weise das Leben. Doch was sie da genau getan hat, kann sie selbst nicht sagen. Plötzlich steht sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und wird zum mächtigsten Grischa in die Lehre geschickt. Geheimnisvoll und undurchschaubar, wird er von allen der Dunkle genannt. Aber wieso fühlt sie sich von ihm so unwiderstehlich angezogen? Und warum warnt Maljen sie so nachdrücklich vor dem Einfluss des Dunklen?
Aufmachung
Sowohl die englische, als auch die deutsche Aufmachung von »Shadow and Bone« ist sehr gelungen. Ich kann mich gar nicht für einen Favoriten entscheiden! Beide sind auf ihre Art einzigartig und passen wunderbar zur Geschichte. Das Englische Cover wirkt sehr stimmungsvoll und erinnert an alte slawische Mythen und Märchen. Zudem spiegeln die zwiebelförmigen Türme und das weiße Geweih die mysteriöse Atmosphäre perfekt wieder. Anders, jedoch nicht minder schön ist die deutsche Ausgabe. Ich muss zugeben, dass ich mich sofort in die zarten Aquarell-Pinselstriche verliebt habe. ^^ Definitiv eine willkommene Abwechslung zu dem Standard Mädchengesichter-Motiv.
Rezension
Fünf Minuten. Bei manchen Büchern genügt schon dieser kleine Zeitraum, um den Leser zu fesseln. Zuerst ist es die Neugier, die einem weiterlesen lässt, dann die Spannung und irgendwann ist man so gebannt von dem Geschehen, dass man sich nicht mehr losreißen kann. Seite um Seite fliegt dahin. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass Mitternacht bereits längst vorbei ist; zeitgleich meldet sich eine kleine Stimme im Kopf, die einem daran erinnert, dass man morgens um kurz nach Sechs aufstehen muss.
Und der einzige Gedanke, zu dem man fähig ist, ist: „Mir doch egal! Dann gehe ich eben übermüdet und mit Augenringen zur Schule. Hauptsache, ich erfahre, wie die Geschichte endet!“ Inzwischen kommt diese Situation bei mir nur noch selten vor, »Shadow and Bone« hat es jedoch geschafft und verdient sich damit die „Ich muss das Buch zu Ende lesen. HIER und JETZT. Sonst dreh ich durch.“ -Plakette. Leigh Bardugo schreibt weder besonders anspruchsvoll oder kompliziert, vermag es aber, den Leser zu fesseln.
»Die Gilde der schwarzen Magier « reloaded?!
Dieser Eindruck könnte in der ersten Hälfte des Romans sehr leicht entstehen, da »Shadow and Bone« einige Handlungsmerkmale mit Trudi Canavans Debüt-Trilogie gemein hat. In beiden Büchern ist die Protagonistin ein einfaches Mädchen aus dem Volk, das durch ihre außergewöhnlichen magischen Fähigkeiten hervorsticht. Der oberste Magier der Zunft – geheimnisvoll, unnahbar, mächtig, gut aussehend und immer schwarz gekleidet – wird alsbald auf sie aufmerksam und nimmt sie unter seine Fittiche.
Die junge Novizin darf weder das Gelände verlassen, noch ihren Freund aus Kindertagen wiedersehen. Stattdessen wird sie in ein Leben voller Reichtum katapultiert und muss sich mit ihren Mitschülern herumschlagen, die auf sie herabsehen und ihr zugleich ihre hohe Stellung neiden. Sie macht sich eine verwöhnte und manipulative Mitschülerin/einen verwöhnten und manipulativen Mitschüler zum Feind, freundet sie sich jedoch gleichzeitig mit einer Dienerin an. Dann sind da noch ihre Gefühle für ihren Mentor… Ähem.
Die Tatsache, dass die Magie in verschiedene Disziplinen (zB. Heilen, Alchemie und Beschwörung) aufgeteilt wird, denen dann auch noch jeweils eine bestimmte Robenfarbe zugewiesen wird, entlastet »Shadow and Bone« nicht gerade von dem Vorwurf.
Und doch: wenn mich jemand fragen würde, ob ich »Shadow and Bone« für eine Kopie von »Die Gilde der schwarzen Magier« halte, würde ich klar mit Nein antworten. Nach zwei Dritteln bewegt sich die Handlung in eine gänzlich andere Richtung und die anfängliche Ähnlichkeit verfliegt.
Gut so! »Die Gilde der schwarzen Magier« war meine allererste Fantasy Trilogie und ich liebe die Bücher auch heute noch heiß und innig. Einen Klon will ich allerdings nicht lesen. (Vielleicht gefiel mir »Shadow and Bone« gegen Ende hin deshalb so gut.) Zu sehen, wie unterschiedlich sich zwei Geschichten mit einem ähnlichen Anfangsszenario entwickeln, ist immer wieder spannend.
Und sonst so?
Charakteristisch für »Shadow and Bone« ist die von Russland beeinflusste Kultur. Wenn das mal nicht eine schöne Abwechslung zu dem gängigen High Fantasy Setting ist! Diese Pseudo europäische Mittelalter-Welt kann ich mittlerweile echt nicht mehr sehen. Manche Leser haben bemängelt, dass nicht alle Namen der tatsächlichen russischen Form entsprechen. (zB. müsste die Heldin Alina Starkov eigentlich Starkova heißen (die weibliche Form des Nachnamens)) Die Autorin hat jedoch nie behauptet, dass das Land Ravka Russland ist, sondern nur, dass es davon inspiriert wurde. Deswegen habe ich keine Probleme mit der „Abwandlung“.
Weiter geht’s es mit der schon gerade eben erwähnten Alina Starkov. Sie ist eine willensstarke, durchaus sympathische Heldin, in die man sich gut hineinversetzen kann. Lediglich im Mittelteil des Buches verhält sie sich zu naiv und vertrauensselig. Ich habe mir schon ernstlich Sorgen gemacht, dass sie ihre Persönlichkeit verliert und sich vollends von ihrer Umgebung und ihrer Machtposition „einlullen“ lässt. Gott sei Dank kriegt sie am Ende aber noch die Kurve! Alina lernt aus ihren schlechten Erfahrungen und entwickelt sich weiter.
Bei den Nebencharakteren gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Jede der Figuren hat ihre eigenen Wünsche, Hoffnungen und Prinzipien, was sie glaubhaft erscheinen lässt. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. ;)
Keine Rezension ohne Kritik
Das Letzte, was noch fehlt ist die Kritik. (Denn seien wir ehrlich: ohne Gemecker wäre eine Buchbeurteilung hier ja wohl nicht vollständig )
1. Abgesehen von den slawischen Einflüssen ist »Shadow and Bone« nicht sonderlich innovativ. Bei den Charakteren handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen um genretypische Stereotypen, die Handlung ist ebenfalls kein Ausbund an Kreativität.
– aber egal! Manchmal kommt es beim Schreiben gar nicht so sehr auf das „Was“, sondern vielmehr auf das „Wie“ an. (man nehme sich Bücher wie »Unearthly« von Cynthia Hand, »Divergent« von Veronica Roth oder »Angelfall« von Susan Ee als Beispiel – die Geschichten sind beileibe nicht neu, dennoch werden sie von den Kritikern hochgelobt) Klischees müssen nicht zwingend schlecht sein, wenn man sie ordentlich verpackt. Dies tut Leigh Bardugo.
2. Die Beziehung zwischen Alina und Mal war mir persönlich noch zu unausgegoren und blass. Bedingt durch die Handlung rückt die Liebe zwischen den beiden erst relativ erst spät in den Fokus, nur um kurz darauf von einem rasanten Finale in den Hintergrund gedrängt zu werden. Potenzial ist aber allemal vorhanden, sodass ich schon sehr gespannt auf die weitere Entwicklung bin.
3. Ein Wunsch von mir wäre noch die Weiterausarbeitung der Welt, speziell in den Bereichen Historie, Kultur und Sage. In der HIER kostenlos einsehbaren Vorgeschichte zu »Shadow and Bone« hat die Autorin schon eine kleine Kostprobe ihres Könnens abgeliefert. »The Witch of Duva« ist eine atmosphärische Erzählung, die an alte slawische Märchen erinnert und mir nicht zuletzt deswegen ausgesprochen gut gefiel. Mit Sicherheit wäre die Einbringung solcher Volksmythen eine Bereicherung für die Trilogie.:)
Fazit
Da ich euch heute schon mit einer überlangen Rezi „gequält“ habe, gibt es nun das Fazit in der Kurzfassung:
- 1 Stern für eine sympathische Heldin, einen überzeugenden Gegenspieler und interessante Nebencharaktere
- 1 Stern für ein cooles, von Russland inspiriertes Setting
- 1 Stern für jede Menge Spannung, Action und Magie
- 1 Stern für ein aufregendes Finale und einen gelungenen Epilog
- 1 Stern für die Nostalgie <3 (»Shadow and Bone« ähnelt einer meiner absoluten Lieblingsreihen – von daher blieb mir gar keine andere Wahl, als eine hohe Bewertung zu vergeben ;) )
- Minus ¾ Sterne für kleinere Mängel und Unsauberkeiten
Lisas Bewertung: 4,3 von 5 Sternen!
(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)
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