Rezension von Lisa

– Wenn der Mond in Scherben liegt… –

Längst ist der Sommer vergangen, der Elisabeth Sturm die Augen öffnete für die gefährliche Welt der Mahre, der Sommer, in dem sie sich in einen von ihnen verliebte. Seit Monaten ist Colin nun verschwunden und Ellie quält sich durch einen nicht enden wollenden Winter. Die Tage tröpfeln gleichförmig vor sich hin, in den Nächten dagegen wird Ellie von Albträumen heimgesucht, die sie verstört zurücklassen.

Um auf andere Gedanken zu kommen, quartiert Ellie sich bei ihrem Bruder in Hamburg ein. Doch sie erkennt Paul kaum wieder: Er wirkt erschöpft und gehetzt und scheint etwas vor ihr zu verbergen. Je mehr sie in Pauls Welt eintaucht, desto deutlicher überkommt Ellie ein Gefühl der Bedrohung und plötzlich weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann. Sie ahnt nicht, dass ihre Sorge um Paul und ihre Liebe zu Colin sie tiefer verletzen könnten als der abgründigste Traum …

Auf den ersten Blick

Die Illustratorin Maria-Franziska Löhr hat wieder hervorragende Arbeit geleistet! Genau wie bei Splitterherz ist das Cover wunderschön anzusehen, einzigartig und sehr passend zum Inhalt. Schon anhand der Gestaltung merkt man, dass die in Scherbenmondbehandelten Themen um einiges düsterer sind als noch beim Vorgänger. Das strahlende Weiß weicht einem satten Grauton und auf dem Buchrücken und Rückseite sind zerbrochene Herzen abgebildet.

Frustrierende Fortsetzung

Obwohl der erste Band der Trilogie nicht perfekt war, konnte das Buch mich für sich gewinnen. Splitterherz ist eine träumerische, leicht melancholische Erzählung mit ungewöhnlichen Charakteren und einem wunderschönen, beinahe lyrisch anmutenden Schreibstil. Genau deshalb waren meine Erwartungen an den zweiten Teil recht hoch und genau deshalb war ich letztendlich auch so enttäuscht vonScherbenmond. Das Buch ist gänzlich anders als sein Vorgänger! Es mag sein, dass manche Leser diese Entwicklung zu schätzen wissen; ich persönlich konnte mich damit aus mehreren Gründen aber nicht anfreunden.

Ellie war schon im ersten Band anstrengend, aber in Scherbenmond hat sich ihre Neurose noch um ein Vielfaches verschlimmert. (Wie Tillmann auf Seite 569 treffend bemerkt:) „Du hast dich verändert. Du bist nur noch misstrauisch und panisch und genervt, keifst jeden an, schlägst um dich, verbreitest miese Stimmung, heulst oder fluchst. Es ist echt anstrengend.“ Elizabeth Sturm hat in den letzten Monaten viel miterlebt und es ist daher nur verständlich, dass sie eine Persönlichkeitswandlung durchläuft. Doch musste es unbedingt auf diese Art und Weise geschehen? Von Ellie gehen nur noch negative Gefühle und Emotionen aus, was dem Leser auf Dauer aufs Gemüt schlägt und jede Identifikation zunichte macht.

Wo Splitterherz düster und atmosphärisch war, ist Scherbenmond nur noch schwermütig, bedrückend und deprimierend. Leichtherzige Momente sucht man vergebens. Einzig und allein Tillmann hat durch seine sarkastischen Kommentare noch ein wenig Schwung in die Erzählung gebracht. Wobei wir auch schon bei der Geschichte an sich wären… Ein hartes Stück Arbeit! Der Plot wurde insgesamt sehr gestreckt und mir kam es oft so vor, als wurden etliche Szenen nur als Füllmatrial eingefügt. Die Handlung plätschert vor sich hin und ist vorhersehbar. (So errät man z.B. relativ schnell, was es mit der „Bedrohung“ auf sich hat.) Definitiv kein Vergleich zum mitreißenden Splitterherz!

Bettina Belitz Schreibstil konnte mich hingegen wieder überzeugen. Der Stil ist wunderbar atmosphärisch und flüssig und sorgt dafür, dass man das Buch trotz seinen beinahe 700 Seiten schnell lesen kann. Zu kritisieren habe ich an diesem Punkt allerdings die Wortwahl. Unsere 1er-Abiturientin Ellie wirft hier mit schwulenfeindlichen Äußerungen wie „Tunten“ und „Schwuletten“ herum, was meiner Meinung (ebenso wenig wie die vielen pubertären sexuellen Anspielungen) nicht hätte sein müssen. Bitte nicht falschverstehen! Ich glaube nicht, dass die Autorin selbst etwa gegen Homosexuelle hat, aber im Buch kam es eben ein bisschen ungeschickt rüber.

Fazit 

Scherbenmond blieb weit hinter meinen Erwartungen zurück, was so so schade ist! Bettina Belitz kann eigentlich sehr gut schreiben, außerdem hat die Reihe noch jede Menge ungenutztes Potenzial. Daher hoffe ich, dass Scherbenmond lediglich ein „Ausrutscher“ war und der Leser mit einem furiosen Abschluss der Trilogie belohnt wird. :)

Lisas Bewertung: 3,4 von 5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

Infos

Titel: Scherbenmond
Übersetzung: –
Autor/in: Bettina Belitz
Reihe: Splitterherz #2
Verlag: Script 5
Format: Hardcover mit Schutzum-schlag und Lesebändchen, 688 S.
Erscheinungsdatum: 10.01.11

Preis: 19,95€
ISBN: 3839001226

Redaktion von Beste Bücher