Rezension von Lisa
Wie weit würdest du gehen, um dein Leben zu retten?
Immer wenn man denkt, es gäbe keine guten Bücher mehr, kommt eine Ausnahmegeschichte daher und überzeugt einem vom genauen Gegenteil. Jawohl, die Rede ist von „Ashes: Brennendes Herz“. Letzten August hat mich das Buch in ein regelrechtes Lesefieber versetzt und mich nicht mehr losgelassen. Endlich eine starke und kluge, aber nicht übermenschlich-perfekte Heldin! Endlich eine ansprechende Liebesbeziehung, die ohne Kitsch auskommt und nicht 3/4 der Geschichte einnimmt! Und endlich ein fesselnder Plot, der auch das Innenleben und die Psyche der Figuren nicht vernachlässigt.
Für mich war der Roman rundum gelungen und eines der Jahreshighlights 2012. Umso gespannter war ich nun auf die Fortsetzung von Alex und Toms Geschichte…Tipp: Für denjenigen, der seine Kenntnisse von »Ashes: Brennendes Herz« auffrischen will, steht auf der Egmont Ink Homepage eine nicht zu knappe, exklusiv von der Autorin verfasste Inhaltsangabe bereit.
Abgründig, erbarmungslos und unheimlich (fesselnd!)
Zieht euch warm an, denn auch im zweiten Band packt Ilsa J. Bick ihre Charaktere und die Leser nicht in Watte, sondern lässt sie vielmehr durch eine zombieverseuchte Hölle wandern (Den auf Seite 175 geäußerten Spruch »Du denkst, schlimmer kann’s nicht kommen? Schlimmer geht immer!« könnte man durchaus als Motto des Buches ansehen… ).
An jeder Ecke erleben die Helden die Brutalität und Verrohung der neuen Welt hautnah mit, sie werden mit der Ausweglosigkeit ihrer Situation konfrontiert, und sehen sich ein ums andere Mal den hungrigen Mäulern der kannibalistischen Chuckies gegenübergestellt. Darüber hinaus haben die Jugendlichen mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen – in Alex regt sich erneut das Monster, Tom leidet seit dem Afghanistan-Einsatz an einer posttraumatischen Störung, andere werden von der Finsternis in Besitz genommen und verwandeln sich langsam usw. Hier schimmert ganz klar die Berufserfahrung der Autorin als Air-Force Majorin und Kinder/Jugendpsychiaterin durch. Wer nach kurzweiliger Unterhaltungsliteratur sucht, sollte um die Trilogie also lieber einen Bogen machen. Wo andere Jugendbücher und Dystopien vergleichsweise harmlos und bieder daherkommen, wird einem in »Ashes« die volle Härte präsentiert.
Ashes Band 2 – Jetzt mit 250% mehr Blut und Gewalt
Schon der erste Band war in Sachen Brutalität kein Mauerblümchen, »Ashes: Tödliche Schatten« setzt allerdings noch einen drauf. Angefangen bei zertrümmerten Schädeln, über hervorquellende Gedärme, an Knochen schabende Messern, amputierte Hände bis hinzu am Finger baumelnde Augäpfel ist alles dabei. Von einzelnen Schockmomenten kann man schon gar nicht sprechen – das gesamte Buch ist eine einzige Schocktherapie. ;D
Der Grad der physischen und psychischen Gewalt ist vergleichsweise hoch und daher würde ich die Reihe nur bedingt Teenagern oder Leuten mit schwachem Magen empfehlen. Bei einer Verfilmung hätte »Ashes: Tödliche Schatten« wohl mindestens ein FSK16 Sigel erhalten.
Mehr Perspektiven, weniger Handlung
Bei all der Action und dem Nervenkitzel bleibt die eigentliche Geschichte leider ein wenig auf der Strecke. Manche Szenen lesen sich eher wie Füllmaterial und bringen den Plot nicht nennenswert voran. Langeweile entsteht dank Ilsa J. Bicks spannungsgeladenem Schreibstil und der rasanten Handlung aber dennoch nicht. Wie schon beim Vorgänger gilt: wenn man das Buch einmal aufgeschlagen hat, kann man es nicht mehr zur Seite legen! =)
Eine entscheidende Veränderung gibt es allerdings noch: Wo der erste Band sich noch voll und ganz auf Alex konzentriert hatte, lässt sich die Handlung von »Ashes: Tödliche Schatten« in mehrere Stränge aufteilen. Alle paar Seiten wechselt die Perspektive, wobei nicht jede Erzählung gleich spannend und interessant für den Leser ist. Alex und Tom sind (für mich) die unangefochtenen „Stars“ der Trilogie und daher fand ich es sehr schade, dass ihnen nur so eine geringe Seitenanzahl gewidmet wurde.
Und wo ist Ellie abgeblieben? Auf den 580 wird ihr Name ungefähr fünf Mal erwähnt, ansonsten fehlt jede Spur von Alex Begleiterin. Ihrer Trotzigkeit zum Trotz habe ich die kleine Göre irgendwie ins Herz geschlossen. Deshalb die Bitte an die Autorin: mehr Ellie im dritten Band!
Fazit
»Ashes: Tödliche Schatten« reicht wie so viele Mittelteile nicht an seinen brillanten Vorgänger heran, überzeugt aber dennoch durch seine rasante und düstere Handlung. Mein Hunger auf den dritten und letzten Band ist auf jeden Fall geweckt.
Lisas Bewertung: 3,8 von 5 Sternen!
(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)
Aufmachung
Der Untertitel und die Inhaltsangabe wurden passender formuliert als beim ersten Band, das Cover ist mir leider immer noch zu nichtssagend. Das Frauengesicht erweckt den Eindruck, als wäre sich das Buch lediglich für junge Mädchen geeignet – »Ashes« ist aber beste Unterhaltung für Menschen aller Altersklassen, als auch jeden Geschlechts! Deswegen würde ich eine neutralere Aufmachung bevorzugen.
Wundervoll ist hingegen das bedruckte Buch, das sich unter dem Schutzumschlag verbirgt. Die dunklen Baumumrisse und die lodernden Flammen erzeugen ein bedrohliches, unheilvolles Ambiente, das die düstere Atmosphäre der Trilogie perfekt wiederspiegelt.
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