Rezension von Lisa
Auf den Spuren der Vergangenheit
Inhalt
Naomi und Roman verbringen die erste Zeit nach der Geburt des Kindes bei Naomis Familie in Deutschland. Um Naomis Studium fortzusetzen, beschließen sie, zu Romina und Iker nach Barcelona zu ziehen. Damit brauen sich erste Gewitterwolken zusammen, denn Pilar will Roman unter allen Umständen zurück. Sie plant Naomis Kind zu entführen, um einen Keil zwischen Naomi und Roman zu treiben. Als Sammy in Barcelona auftaucht, scheint Pilars perfider Plan aufzugehen.
Naomi, die nichts von Pilars hinterhältigen Plänen ahnt, findet in Dorotheas Unterlagen mögliche Hinweise auf ihre Herkunft. Die Spur führt nach Mexiko. Während sie auf die Suche nach dem Ursprung ihrer Art geht, rücken ihre Feinde näher. Gemeinsam mit Romina kommt sie hinter das Geheimnis ihrer Art und glaubt sich am Ziel; bis ein Unglück geschieht…
Aufmachung
Das Motiv passt sehr gut zu den beiden anderen Covern der Reihe. Die aztekische Pyramide und der mit urtümlichen Zeichen verzierte Mond nehmen direkten Bezug zu den südamerikanischen Mythen, die im Buch eine wichtige Rolle einnehmen.
Meine Meinung
»Das Erbe« ist der letzte Band der Trilogie und schließt vom Stil her nahtlos an seine Vorgänger an: sympathische Charaktere, Geheimnisse, eine kurzweilige Handlung und viel Gefühl. Und das ganz ohne Drama und Pathos. ;) Die Trilogie hat solches Tam-Tam meiner Meinung nach auch gar nicht nötig. Dem allgegenwärtigen „höher-weiter-schneller-größer“ Trend wird ein bodenständiger und liebenswerter Schreibstil entgegengesetzt. Hier gibt es keine weltumspannende Verschwörung, stattdessen beschränkt sich die Handlung nur auf ein paar wenige Ereignisse und Personen, was die Geschichte gleich viel besinnlicher und persönlicher wirken lässt. Man merkt einfach, dass der Autorin der Stoff und die Charaktere am Herzen liegen und das ist für das Leseerlebnis nur von Vorteil. Lieber lese ich einen unkonventionellen Roman mit Seele als ein blankgeschniegeltes Werk von der Stange.
Auf den Spuren der Vergangenheit
Naomis Sohn ist mittlerweile auf die Welt gekommen und obwohl Roman das Kind wie sein eigenes liebt, wird das junge Familienglück bedroht. Pilar versucht einen Keil zwischen die beiden zu treiben, zudem schwört Sammy immer noch auf Rache. Durch Zufall findet Naomi in Barcelona alte Unterlagen von Dorothea, die eine mögliche Spur zu den Ursprüngen der Werpanther darstellen…. Wild entschlossen das Geheimnis über ihre Abstammung zu lösen, begibt Naomi sich zusammen mit Romina und Leandra nach Mexico.
Der Plot enthält von allem etwas: Liebe, Freundschaft, Mystery, Spannung, Reisen, Historie (dazu später noch mehr). In den Büchern ist die ein oder andere Kampfszene enthalten, wobei gesagt werden muss, dass sich die „Action“ eher auf zwischenmenschlicher Ebene abspielt. Die Gefühle nehmen einen großen Platz im Leben der Protagonisten ein und bestimmen maßgeblich deren Handeln.
Die Beziehung zwischen Naomi und ihrer Großmutter Leandra ist wie schon in den vorherigen Bänden sehr warmherzig geschildert. Ich habe es schon in den vorherigen Rezensionen bemerkt und kann es jetzt nur noch mal wiederholen: es ist klasse, dass die Familie einen so hohen Stellenwert in der Reihe einnimmt! Die Familienszenenverleihen der Geschichte eine persönliche, heimische Komponente.
Noch ein Wort zum Schreibstil: In Band Eins habe ich die teilweise abrupten Perspektivenwechsel bemängelt. Mittlerweile kann man sich diesbezüglich nicht mehr beklagen. ^^ Die kurzen Einschübe in »Das Erbe« sind sinnvoll ins Geschehen eingegliedert und steigern die Spannung. Generell liest sich die gesamte Trilogie sehr flüssig und angenehm.
Spannender als jeder Geschichtsunterricht
Besonders gut hat mir in diesem Band die Einbringung der aztekischen Kultur gefallen. Die Conquista ist ohnehin ein faszinierendes Kapitel der Weltgeschichte und in »Das Erbe« erlebt der Leser sie aus einer neuen Perspektive. Schon die ausführliche Recherche zeigt, dass sich die Autorin ausreichend mit der Materie auseinandergesetzt hat. Den Mythos der Werkatzen ist gut durchdacht und fügt sich prima in die Geschichte ein.
Auch die lebendigen Schilderungen von Mexico Stadt können sich sehen bzw. lesen lassen. Man fühlt sich, als wäre man hautnah dabei und würde sich gemeinsam mit Naomi, Leandra und Co. durch die Gassen drängen.
Nur schade, dass der Roman so kurz ist. Für meinen Geschmack war auch das Ende etwas zu abrupt und vorhersehbar. Verglichen mit dem Rest des Buches laufen die letzten Kapitel im Schnellvorlauf ab. Die Ereignisse passieren Schlag auf Schlag, und der Abschied von den in drei Bänden liebgewonnen Charakteren gestaltet sich als etwas zu kurz. Am Schluss hätte ich gerne noch weitergelesen und erfahren, wie es Naomi und den anderen in den folgenden Monaten erging. 30 bis 40 Seiten mehr wären perfekt gewesen!
Fazit
Wer die ersten beiden Bücher mochte, wird auch am Schlussband Gefallen finden. Abgesehen vom zu kurz geratenen Ende kann »Das Erbe« mit seinem kurzweiligen Schreibstil, sympathischen Charakteren und den aztekischen Mythen überzeugen. Ein Geheimtipp für alle Liebhaber von ruhiger und gefühlvoller Fantasy.
Anmerkung: Auf ihrer Homepage lies die Autorin verlauten, das »Im Schatten des Mondlichts« gerade einigen Verlag vorgestellt wird. Möglicherweise können wir Naomi und Romans Abenteuer also bald in gedruckter Form erleben. Verdient hat es die Trilogie auf jeden Fall. :)
Lisas Bewertung: 4,5 von 5 Sternen!
(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)
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