Rezension von Lisa

Every girl who has taken the test has died. Now it’s Kate’s turn.

The Goddess Test ist ein Buch, dass mich sprachlos zurückgelassen hat. Nicht im Sinne von „Wow, ich bin total überwältigt von dieser beeindruckenden Geschichte“, sondern eher nach dem Motto „Ich bin so unglaublich wütend/frustriert/enttäuscht/traurig – gebt mir einen Reißwolf oder noch besser ein Feuerzeug, damit ich es zu Ende bringen kann!“

Daher gleich vorab die Warnung: der nachfolgende Text ist rein subjektiv und das Gegenteil einer gelungenen, neutralen Rezension. Wenn es um ein Thema geht, dass einem sehr am Herzen liegt, ist es nun mal schwer, ruhig und gelassen bleiben. ;) Ich habe mich bewusst für diese Form entschieden, da sie meine Gedanken und Gefühle einfach am besten widerspiegelt.

Es ist einleuchtend, dass man, wenn man aus vorhandenen Quellen wie etwa Märchen oder Sagen schöpft, die künstlerische Freiheit besitzt, den Stoff zu bearbeiten. Gegen eine Hommage ist absolut nichts einzuwenden – es kann sogar ganz lustig sein, zu sehen, wie ein anderer Autor den Stoff neu interpretiert. (siehe die Percy Jackson Bücher von Rick Riordan)   Ob man das Original hingegen bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln darf, steht auf einem anderen Blatt geschrieben…   Denn nichts anders wurde bei The Goddess Test gemacht! Der Roman stellt die Werte und Normen der alten Griechen völlig auf den Kopf und verwandelt die griechischen Götter in lachhafte Karikaturen, die fast nichts mehr mit den ursprünglichen Figuren gemein haben.

Das_göttliche_MädchenIch könnte heulen! Ich bin mit nordischen und griechischen Sagen groß geworden und auch heute liebe ich sie noch heiß und innig. Zu sehen, wie jemand eine liebgewonnen Geschichte ins komplette Gegenteil verdreht ist… ein Schlag ins Gesicht. (Das Argument „Es ist doch nur ein Buch“ zählt da nicht.) In The Goddess Test stimmt so gut wie gar nichts mehr. Die Götter haben mit ihren Vorbildern nur noch die Namen gemein – oder Moment, nicht einmal mehr das. Um sich besser unters Volk mischen zu können, haben Zeus, Athena und Co. sich ein paar schnittige Menschennamen ausgesucht. Es ist äußerst befremdlich (und teilweise fast schon urkomisch), wenn sich jahrtausendealte Götter untereinander mit Namen wie Henry, Walter und Theo anreden. Das ist bedauerlicher das Einzige, was zum Lachen ist. Die Autorin leistet sich bei der Charakterisierung jede Menge Pannen und Peinlichkeiten. (Kein Wunder, dass am Ende des Romans eine Tabelle mit den Menschen- und Götternamen angehängt ist. Ansonsten würde man viele Olympier nämlich nicht erkennen.)

Entweder werden die Götter wie unreife Teenies porträtiert (Aphrodite ist eine kleine, verwöhnte High-School-Zicke, deren Leben sich nur um Jungs dreht; die Götter Apollo und Dionysus werden als „süß“ bezeichnet und haben nichts besseres zu tun, als sich um Aphrodite kloppen) oder sie verhalten sich völlig gegensätzlich zu ihren altertümlichen Vorbildern: Demeter und Hades sind neuerdings allerbeste Freunde; die Göttin der Ehe und Zeus‘ chronisch eifersüchtige Frau Hera lässt sich dazu herab, Vorkosterin zu spielen und ist heimlich in Hades verliebt; die Göttin der Jagd Artemis hilft Kate beim Anprobieren von Rüschenkleidern, Hades – äh pardon – Henry ist Jungfrau (Und ich meine nicht das Sternzeichen)… oO WTF?

Respekt! Aimée Carter hat es tatsächlich geschafft, einen monumentalen, düsteren und ehrfurchtgebietenden Gott in einen ängstlichen, verträumten, melodramatischen (und noch dazu jungfräulichen) Waschlappen zu verwandeln! Das muss man erst einmal schaffen! Was kommt als nächstes? Athena, die Bücher auf einem Scheiterhaufen verbrennt? Zeus, der sich dem Zölibat unterwirft? Ares, der sich bunte Bänder ins Haar flechtet und lauthals „Make love, not war“ grölt?

Doch damit nicht genug. Die Autorin macht zusätzlich den Fehler, die griechische Mythologie mit der christlichen Religion zu vermischen – Kates Tests beruhen auf den 7 Todsünden. Ich will ja niemanden beleidigen, aber: wie kommt man auf eine so hirnverbrannte Idee?   Schaut euch die alten Sagen und Mythen doch mal genauer an – es wimmelt dort nur so vor Mord, Totschlag, Vergewaltigungen, Inzest, Kannibalismus, Folter, Krieg, Racheakten, Eifersuchtsdramen usw.   Die Götter sind vieles, aber wenn sie eines nicht sind, dann aufrichtig und moralisch. So schwer ist das doch nicht zu verstehen, oder? Aimée Carters Götter sind weichgespülte, langweilige, spießige Moralapostel – IGITT!

Abgesehen von der Schändung des griechischen Kulturguts kann The Goddess Test mit keinen Besonderheiten aufwarten. Die Storyline ist klischeehaft, das Ende ist nichts zufriedenstellend obgleich voraussehbar, der Schreibstil durchschnittlich bis schlecht. Häufig findet man nichtssagende Umschreibungen wie „He was beautiful.“ oder auch „The room was nice.“- der Rest bleibt der Fantasie des Leser überlassen, denn Aimée Carter gibt sich nicht mit Erklärungen oder Beschreibungen ab.

Fazit

The Goddess Test kann weder als Romantasy Roman, noch als Neuinterpretation der griechischen Hades und Persephone Sage überzeugen. Finger weg! „Das göttliche Mädchen“ gehört zu meiner persönlichen TopTen der schlechtesten Bücher aller Zeiten

Ich muss mich jetzt erst einmal abreagieren. (Kennt jemand ein gutes Buch? ^^ )

Lisas Bewertung: 1 von 5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

Auf den ersten Blick

Naja… das Motiv ist in Ordnung, die Typografie hingegen weniger. In letzter Zeit fällt mir auf, dass der Verlag seine Cover mit zig Zitaten und Sprüchen zukleistert. Da ist die deutsche Ausgabe schon besser.

Infos

Titel: The Goddess Test
Übersetzung: Das göttliche Mädchen
Autor/in: Aimée Carter
Reihe: Goddess Test #1
Genre: Fantasy
Zielgruppe: Jugendliche
Verlag: Harlequin Teen