Rezension von Lisa
Ein heftiger Orkan zieht über New York City hinweg. Ein Stromausfall, unheilvoll wirkende Blitze, Sturmböen und heftiger Schneefall lassen die Stadt im Chaos versinken.
Nachdem sich seine Eltern plötzlich in Luft aufgelöst haben, wird dem 14-jährigen Matt klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Wie wahr! Denn als der Sturm sich legt, ist die Welt eine andere geworden. Die Metropole wirkt ausgestorben und lässt sämtliche Anzeichen moderner Technik missen. Autos, Handy, Waffen usw. sind aber nicht das einzige, was verschwunden ist – alle Erwachsenen sind unauffindbar. Zurück bleiben nur Kinder, Jugendliche und ein Haufen gefährlicher Mutanten, die den Überlebenden nach dem Leben trachten.
Matt und sein Freund Tobias wagen die Flucht aus der zerstörten Stadt und begeben sich auf die Suche nach Gleichgesinnten. Tatsächlich treffen sie im Westen auf eine Kinder-Gruppe, die sich ‚Die Pans‘ nennen und den beiden Freunden Obdach gewähren. Beinahe unglaublich sind die Dinge, die sie dort erfahren. Die wenigen überlebenden Erwachsenen sind entweder mutiert oder zu bösen Zyniks geworden und trachten den Kindern nach dem Leben. Doch auch die Jugendlichen haben sich einer wundersamen Verwandlung unterzogen: einige von haben übernatürliche Kräfte – Alterationen genannt – entwickelt, die ihnen beim Kampf gegen die Mutanten und die Zyniks helfen.
Trotz sorgsamer Planung scheint der Feind den Kindern dennoch immer einen Schritt voraus zu sein… Bald wird auch klar warum: es gibt einen Verräter innerhalb der Reihen der Pans! Zusammen mit der ebenso schönen wie klugen Ambre wollen Matt und Tobias den Verräter entlarven und die Pan-Gemeinschaft so vor dem Untergang retten.
Kindgerecht
Zuerst das Positive: das Cover vom Pan-Verlag ist (wie immer) wunderschön und ansprechend. Aus der Masse der Jugendbücher sticht es auf jeden Fall positiv hervor und macht neugierig auf den Inhalt. Auch die kurze Zusammenfassung auf der Rückseite klang sehr vielversprechend und weckte hohe Erwartungen. Ich kann die Leser verstehen, die dem Buch eine hohe Bewertung geben. Die Gemeinschaft der Drei liest sich dank einer einfachen Sprache sehr schnell, der Spannungsbogen ist konstant und das Szenario faszinierend. Wer würde nicht gern wissen, was es mit der neuen Welt auf sich hat?
Der Grund, warum ich dem Buch, das immerhin einer beliebten Bestsellerreihe angehört, letztendlich nur drei Sterne vergebe ist unter anderem der vorhersehbare, klischeehafte Handlungsbogen. Beispiel 1: Die Identität des Verräters kann relativ schnell erraten werden. Schon beim Einführen des Täters ist dem Leser eigentlich klar, dass er noch eine Rolle zu spielen hat… Beispiel 2: Gleich zu Beginn bekommt Matt – natürlich ganz zufällig – von seinen Eltern ein Schwert zu Weihnachten geschenkt. Im Ernst? Welcher geistig gesunde Vater würde seinem halbwüchsigen Sohn ein echtes Schwert übergeben? Natürlich ist das Buch ein Fantasy-Roman, dass heißt aber nicht, dass der Autor völlige Narrenfreiheit hat und sich keine Gedanken mehr um einen logischen Verlauf der Story zu machen braucht. Nur so ist es auch zu erklären, dass den Fledermäusen plötzlich eine Verwandtschaft zu den Vögeln angehängt wird, obwohl die beiden außer ihrer Fähigkeit zum Fliegen nichts gemein haben…
Der Autor versucht sich auch regelmäßig an philosophischen und wissenschaftlichen Themen, deren Umsetzung nicht immer klappt und oftmals pseudo-belehrend wirkt. Immerhin werden einige wissenschaftliche Fachbegriffe so erklärt, dass sie auch für Kinder verständlich sind.
Ein weiterer Knackpunkt ist die Charakterierung. Ambre ist eine Mary Sue, Matt ein Gary Stu. Beide sind klug, heldenhaft, stark, schön und absolut perfekt in allem was sie tun. Ja, solche Figuren gibt es fast in jedem Buch und es wäre an sich ja auch nicht so schlimm, wenn wenigstens noch andere Charaktere zum Ausgleich da wären. Genau das ist aber das Problem. Die Geschichte konzentriert sich um Matt und Ambre und zwar einzig und allein um Matt und Ambre.
Es gibt keine faszinierenden Nebenfiguren, die dem Leser in irgendeiner Weise etwas bedeuten und auch keine charismatischen Bösewichter. Letztgenannte sind in Alterra einfach nur platt und bedienen sich jeglicher Klischees – sie sind dumm, hässlich, feige und sprechen nur mit röchelnden und zischenden Stimmen. Und habe ich schon erwähnt, dass der fiese Oberbösewicht aus unerfindlichen Gründen hinter Matt her ist? Irgendwoher kommt einem das doch bekannt vor…*räusper* Mit am Ärgerlichsten fand ich aber Matts Freund Tobias. Nicht die Person an sich, sondern ihre Darstellung. Tobias ist nur da, damit Matt umso heller strahlen kann. Er ist klein, hyperaktiv, ängstlich und bei gefährlichen Aktionen meistens ein Klotz am Bein.
Auf S. 10 des Buches heißt es über ihn: ‚Er war ein Jahr jünger als seine Freunde, denn er war so gut in der Schule, dass er eine Klasse übersprungen hatte.‘ Da müsste man doch eigentlich davon ausgehen, dass Tobias clever ist, oder? Tja, leider ist dem nicht so. Im Buch stellt er viele unsinnige Fragen und die gute Einfälle dürfen immer nur Ambre oder Matt haben… Das Trio Matt/Ambre/Tobias funktioniert nicht annähernd so gut wie Harry/Hermine/Ron oder Percy/Annabeth/Grover, da die Charaktere innerhalb der Gruppe nicht gleichgestellt sind. Matt und Ambre sind ja perfekt und machen keine Fehler, deshalb muss der Dritte im Bunde als Sündenbock herhalten.
Fazit
Trotz einiger Parallelen zu J.K. Rowlings Werken entfaltet Alterra keinesfalls die altersübergreifende Faszination und den Zauber eines Harry Potter Romans. Ich würde Die Gemeinschaft der Drei für Kinder/Jugendliche im Alter von 12-14 Jahren empfehlen, Ältere könnten womöglich von der klischeehaften Charakterisierung, der vorhersehbaren Handlungsweise und den Logiklücken enttäuscht sein. Schade, denn aus dieser Geschichte hätte man noch mehr machen können!
Lisas Bewertung: 3,1 von 5 Sternen!
(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)
Redaktion von Beste Bücher