Rezension von Lisa
– Kann ein einzelnes Mädchen zwei Welten vereinen? –
Inhalt und Rezension
Ein Mädchen. Zwei Welten.
Die junge Hofmusikerin Seraphina lebt in einer Welt, die von Menschen und Drachen-Gestaltwandlern bevölkert wird. Regeln und Politik können nicht verhindern, dass sich die beiden Gruppen nach Jahren des Waffenstillstandes immer noch mit Misstrauen begegnen – zu verschieden sind ihre beiden Arten, die eine emotional, die andere berechnend und analytisch.
Doch Seraphina bewahrt ein Geheimnis, welches die Lösung des Konflikts darstellen könnte: sie ist eine Halbdrachin und hat damit, die Macht, die zwei Welten zu vereinigen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg…
Erwartungen
Schon vor der Veröffentlichung avancierte »Seraphina« zum Liebling der Kritiker und wurde auch von anderen Autoren begeistert aufgenommen und als künftiger Bestseller gehandelt. Diese Faszination ist durchaus berechtigt. Seraphina ist eine wunderbare Heldin, die mit Klugheit, Charisma und Talent überzeugt und dabei weit davon entfernt ist, eine Mary Sue zu sein. Auch die anderen Charaktere sind sehr sympathisch und wachsen einen innerhalb kürzester Zeit ans Herz.
Die Autorin hat sich beim World-Building Mühe gegeben und das macht sich auf jeder Seite bemerkbar. Toll, toll, toll! Selten hat man das Glück, Jugendbücher zu lesen, die mit so viel Hintergrundwissen und Informationen aufwarten können. :) Man erhält ein klares Bild von den unterschiedlichen Kulturen und der Gesellschaft, in welcher die Heldin lebt. Das nenne ich Phantasie!
Geschliffene Sprache
Rachel Hartman verfügt über einen eleganten, für Jugendbuch-Maßstäbe anspruchsvollen Sprachstil, der es Englisch-Anfängern nicht gerade leicht mit »Seraphina« machen wird. Der Wortschatz beinhaltet einige altertümliche und gehobene Begriffe, die im heutigen Sprachgebrauch selten geworden sind. Embassy, rapscallion, pate, coppice, excision, burthen, incessant, extrapolation, barbican, replenish – nur um eine kleine Kostprobe zu bieten. Viele der Wörter lassen sich am Kontext ableiten, dennoch musste selbst ich (trotz zweijähriger Erfahrung im Englisch-Lesen) ab und an im Lexikon nachschlagen. ;)
Von Mauern und Distanzen
Wiedererwartend hat mich das Buch trotz all seiner Vorzüge nicht so gepackt, wie gehofft. Vielleicht kennt ihr das Phänomen ja. Obwohl das Thema des Romans interessant ist, obwohl die Charaktere lebendig sind, obwohl die Ausführung an und für sich sehr gelungen ist, besteht eine Art Mauer, die sich zwischen den Leser und die Geschichte „schiebt“ und einem darin hindert, vollends in das Buch einzutauchen. Genau das ist mir bei Rachel Hartmans Debüt wiederfahren. Gerne hätte ich »Seraphina« die Begeisterung zukommen lassen, die es verdient hat – aber wenn es nicht „geht“, „geht“ es eben nicht. ;)
Eventuell lag es an dem detaillierten, mit Rückblenden ausgeschmückten Stil und dem langsamen Verlauf der Geschichte. Auf den 450 passiert nicht sonderlich viel, es wird mehr geredet als gehandelt. Das kann man mögen oder auch nicht.
Fazit
Größtenteils (und im Gegensatz zu vieler seiner Genrekollegen) verdient »Seraphina« die Lobeshymnen. Mit seinen liebenswerten Charakteren, einem schönen Konzept und einer anschaulichen High Fantasy Welt gehört Rachel Hartmans Debüt zu einem der besseren Jugendbücher auf dem Markt.
Bedingt durch seine gemächliche Erzählweise konnte mich das Buch allerdings nicht gerade in einen Leserausch versetzen. Ein geraffter Schreibstil und vor allem weniger Rückblenden wären dem Lesefluss förderlich gewesen!
Lisas Bewertung: 3,6 von 5 Sternen!
(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)
Aufmachung
Mal was anderes! O.O Beim Cover von »Seraphina« wurde auf das übliche „Mädchen im Kleid“ Motiv verzichtet und stattdessen ein mittelalterlich anmutendes Kupferstichbild verwendet. Den braunen Rand finde ich ehrlich gesagt nicht sehr vorteilhaft, ansonsten ist die Aufmachung aber wunderschön. :)
Infos
ISBN: 0375866566
Redaktion von Beste Bücher