Interview mit Annette Mierswa

© Reinhard Kaiser

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Annette Mierswa, geb. 1969 in Mannheim. Schon als Schülerin hat sie für das Feuilleton des Mannheimer Morgen geschrieben. Nach dem Abitur begann ein kurviger Weg über Kulturpädagogik in Hildesheim, eine Mitarbeit bei einem Dokumentarfilmer in Köln und schließlich Kameraassistenz in Hamburg. Dort ist sie geblieben und begann nach den Geburten ihrer Söhne mit dem Schreiben von Kinderbüchern. Außerdem hat sie am Fritz Pearls Institut eine Ausbildung zur Kursleiterin für poesie- und bibliotherapeutische Gruppen absolviert. Ein besonders schönes Erlebnis auf ihrem Weg war für sie die Verfilmung ihres erstens Buches, „Lola auf der Erbse“. Der Film kam 2014 ins Kino und ist sehr schön geworden.

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Nein, damit beschäftige ich mich nicht.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Sie interessieren mich nicht sonderlich. Bei den Kinder- und Jugendbüchern sind das meist die bekannten Reihen, von Potter bis Gregs Tagebuch. Man erfährt nicht wirklich etwas Neues, das einen weiterbringen könnte. Ansonsten freue ich mich für die Autoren, die ich schätze, wenn ich sie in den Listen entdecke.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

In`s Café gehen und Zeitung lesen. Manchmal stößt man unvermutet auf den einen Satz oder das eine Thema, das einen wieder in Schwung bringt. Und so kann der „literarische Durchhänger“ sogar Spaß machen. Inzwischen weiß ich ja, dass er nicht von Dauer ist. Bei manchen hilft vielleicht das disziplinierte „Ich schreibe mindestens drei Seiten, vorher stehe ich nicht auf“. Bei mir ist das aussichtslos. Ich muss entspannen.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Konkret würde ich da niemanden nennen können. Ich denke, mein Werk ist schlicht von mir selbst beeinflusst, von meinem Leben und von den Menschen, die mich umgeben, denen ich begegne. Aber eine große Inspiration, um überhaupt zum Schreiben zu kommen war für mich das Werk von Hölderlin, vor allem Hyperion. Ich habe damals viele Gedichte geschrieben.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Im Bezug auf Kinder-/Jugendbuch: Ich finde, dass zum Beispiel beim LUCHS in der ZEIT nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ prämiert werden. Und ich denke, wirklich gute Newcomer in diesem Bereich werden immer wieder entdeckt. Es sind nun einmal sehr viele Neuerscheinungen.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Ich würde Neulingen raten, für die Verlagssuche eine Agentur zu bemühen, denn um den „Fuß in die Tür“ zu bekommen ist das der hoffnungsvollere Weg. Da sind die 15% gut investiert. Und das Geld wird oft durch den besser ausgehandelten Vertrag wieder hereingeholt. Und man sollte lernen, Textstellen loszulassen, wenn sie den Textfluss behindern. Das fällt am Anfang oft schwer. Da glaubt man leicht, man könnte auf keinen der „genialen“ Sätze verzichten.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Bei Sex-Szenen. Im Kinderbuch kommen die aber glücklicherweise nicht vor.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Ich bemühe mich, das ethische Handeln in der Lebenswelt der Kinder zu zeigen. Dasselbe erhoffe ich mir auch von anderen Autoren.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag?  Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Ich schreibe immer vormittags.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Ich schreibe gerade an einer Fortsetzung meines neuen Buches „Die geheime Welt der Suni Stern“. Es werden zwei neue Mieter ins Haus einziehen und alles ordentlich durcheinanderbringen. Da geht es auch um kulturelle Unterschiede.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.

 


www.annettemierswa.de