Rezension von Lisa

Inhalt

Auf der Suche nach Frieden und Abgeschiedenheit haben sich vor ungefähr 20 Jahren die ersten Siedler auf dem Planenten New World niedergelassen. Leider wurde ihnen dieser Wunsch nicht gewährt. Nach dem Krieg mit den einheimischen Außerirdischen hat ein schrecklicher Virus alle Frauen und Mädchen in der Stadt Prentisstown dahingerafft.

Damit nicht genug: alle Überlebenden können plötzlich Gedanken lesen – seien es die von Tieren oder die von ihren Mitmenschen. Der Lärm der ständigen Gedankenflut ist beinahe unerträglich und hat schon so manchen in den Wahnsinn oder zum Selbstmord getrieben. Es gibt keine Privatsphäre, kein Verstecken und keine Geheimnisse – dachte der 12-jährige Todd zumindest bis jetzt. Durch einen Zufall stößt er auf eine seltsame Anomalie, einen Ort ohne Lärm und erkennt, dass die Bewohner von Prentisstown ihn belogen haben. Als die Männer aus unerfindlichen Gründen dann auch noch Jagd auf ihn machen, ist das Chaos perfekt. Todd bleibt nur eines übrig: die Flucht.

Eindrücklich, bizarr und sehr ungewöhnlich

The Knife Of Never Letting Go ist mit Sicherheit vieles, aber definitiv kein Kinderbuch. Die Geschichte, die der Autor hier über mehrere 100 Seiten aufzieht ist bedrückend, bizarr und manchmal auch ziemlich brutal. Nicht nur im Sinne der körperlichen Gewalt, sondern auch im psychischen Sinne. Die Gedankengänge von Protagonist Todd sind sehr ehrlich, realistisch und ungeschönt. Todd ist nicht perfekt, im Gegenteil, er macht Fehler und lässt sich von seinen schlechten Gefühlen leiten. Am Anfang hat mich die nicht vorhandene Beschreibung des Aussehens der Figuren und der Umgebung gestört, aber nach und nach vergisst man diesen Umstand. Todd ist einer der glaubwürdigsten und am besten charakterisiertesten Protagonisten seit Langem.

Das trifft leider nicht auf alle Personen zu, z.B. ist der Bösewicht Aaron ziemlich eindimensional – eben ein verrückt-fanatischer Religiöser wie man ihn auch aus tausend anderen Büchern kennt.

Der Schreibstil ist wie der Rest des Buches ungewöhnlich und unorthodox. Die verwendeten Worte und die Satzkonstruktionen wirken auf den ersten Blick einfach, sind es bei genauerem Hinsehen aber nicht. Meiner Meinung nach vermitteln sie die Gefühle des jugendlichen Protagonisten perfekt und tragen sehr, sehr viel zur Atmosphäre bei. Dieses Gespür für Sprache ist außergewöhnlich und man merkt deutlich, dass Patrick Ness von Beruf auch Journalist ist. Dennoch ist dieser besondere Schreibstil wahrscheinlich Geschmackssache – der eine findet ihn toll, der andere ist genervt von den Wiederholungen und der Ausdrucksweise der Personen. (Beim Fluchen wird hier und da etwas über die Stränge geschlagen…)

Fazit

The Knife Of Never Letting Go ist ein sehr spezielles Buch, dass bestimmt nicht jedem gefallen wird. Bestsellerpotenzial hat es dennoch. Die Geschichte entfaltet sich langsam und widmet sich größtenteils der Gedankenwelt von Todd. Abgesehen von dem Cliffhanger am Ende ist das Buch nicht wirklich spannend, sondern lädt eher zum Nachdenken und Philosophieren ein. Wer vor unkonventionellen Ideen und der Beleuchtung menschlicher Abgründe nicht zurückschreckt, wird mit The Knife Of Never Letting Go einen Treffer landen, Freunde von rasanten Thrillern/Überlebenskämpfen tun gut daran, sich ein anderes Buch zu suchen.

Lisas Bewertung: 4 von 5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

 

Redaktion von Beste Bücher