Interview mit Cornelia Franz
Cornelia Franz wurde 1956 in Hamburg geboren. Sie studierte Germanistik und Amerikanistik, machte eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin und arbeitete mehrere Jahre als Lektorin für Reiseführer und Kunstbücher. Seit 1993 schreibt sie Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (unter dem Pseudonym Lia Norden zusammen mit Katja Reider und Sylvia Heinlein). Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?
Cornelia Franz: Eigentlich nicht. Ich schreib ja in erster Linie für mich und nicht für den Buchmarkt. Übrigens: Ein Architekt wird wohl so gut wie nie gefragt, ob es nicht schon so viele Häuser gäbe.
Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?
Cornelia Franz: Sie zementieren eine Situation, die ich für nicht gut halte: die Konzentration des Buchhandels auf wenige Titel, Reduzierung statt Vielfalt. Aber sicher helfen sie auch, sich bei der Menge des Angebots zu orientieren.
Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?
Cornelia Franz: In solchen Situationen rede ich mit meinem Mann und mit meinen Freundinnen, die auch Kolleginnen sind und genau diese Zweifel kennen.
Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?
Cornelia Franz: Ein paar Minuten am Tag, in dem ich mich auf facebook tummel.
Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?
Cornelia Franz: Ich bin leider nicht besonders gut, was die Selbstvermarktung angeht. Was ich für wichtig halte, ist am Ball zu bleiben: Schreiben, Lesungen machen, Leute kennen lernen, Netzwerke haben.
Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?
Cornelia Franz: Ich habe so viele Bücher gelesen, dass ich all die Einflüsse gar nicht aufschlüsseln könnte. Aber in Bezug auf Kinderbücher habe ich mich wohl von Astrid Lindgren am meisten prägen lassen.
Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?
Cornelia Franz: Es sollten nicht nur Newcomer mehr Beachtung finden … Um der Konzentration auf einige wenige Bücher entgegen zu wirken, müsste man nicht erst bei den Medien, sondern schon bei den Verlage ansetzen. Die reduzieren ihren Werbeaufwand von vorn herein auf ganz bestimmte Titel – vor allem auf Bestseller aus dem Ausland, für die sie hohe Summen bezahlt haben. Von den „Granden des Literaturbetriebs“ wünsche ich mir mehr Liebe zum Buch und zu guten Geschichten und weniger Bequemlichkeit und konservatives Hängen an großen Namen. Aber ein Rezept habe ich leider nicht.
Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?
Cornelia Franz: Ich rate stets zu Folgendem: Vor allem erst einmal anfangen und dann dabei bleiben und das erzählen, was man erzählen will.
Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?
Cornelia Franz: Sex-Szenen.
Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema
Cornelia Franz: Autoren sollten sich nicht selbst zensieren, sondern so schreiben, wie sie denken und fühlen.
Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?
Cornelia Franz: Ich fange mit der Arbeit an, wenn meine Kindern zur Schule gehen, mache dann mittags eine Pause und arbeite nachmittags weiter – es sei denn, das Wetter lockt mich nach draußen.
Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?
Cornelia Franz: Lieber nicht; die Ideen sind ein bisschen öffentlichkeitsscheu … Ein Kinderbuch ist gerade im Entstehen, für ein Jugendbuch recherchiere ich nach und nach, und für einen weiteren Erwachsenenroman bin ich im Gespräch mit meinen zwei Kolleginnen, mit denen ich gemeinsam unter Pseudonym schreibe.
Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.