Rezension von Lisa
– Love, the deadlist of all deadly things: It kills you both when you have it and when you don’t –
Inhalt
Früher, in den dunklen Zeiten, wussten die Leute nicht, dass die Liebe tödlich ist. Sie strebten sogar danach, sich zu verlieben. Heute und in Lenas Welt ist Amor Deliria Nervosa als schlimme Krankheit identifiziert worden.
Doch die Wissenschaftler haben ein Mittel dagegen gefunden. Auch Lena steht dieser kleine Eingriff bevor, kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Danach wird sie geheilt sein. Sie wird sich nicht verlieben. Niemals. Aber dann lernt sie Alex kennen. Und kann einfach nicht mehr glauben, dass das, was sie in seiner Anwesenheit spürt, schlecht sein soll.
Auf den ersten Blick
Also… das Titeblatt ist wirklich hübsch, aber mir gefällt die alte Edition (siehe rechts) noch sehr viel besser. Es war einzigartig und es ist sehr schade, dass dieses originelle Cover durch ein Standardmotiv eingetauscht wurde. :( Das deutsche Cover finde ich ehrlich gesagt nicht soo toll. Die Idee, das Wort Liebe mit Schreibschrift überall auf das Deckblatt zu schreiben, ist gut, aber irgendwie fehlt mir der Wow- Faktor.
Rezension
Eine elegant geschriebene Dystopie
Bevor ich mit der Rezension anfange, möchte ich noch erwähnen, dass dies mein allererstes Buch von Lauren Oliver ist. „Before I Fall / Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ habe ich nicht gelesen, da mich die Thematik nicht angesprochen hat. Dennoch sind die Lobeshymnen und die Auszeichnung, die das Buch erhalten hat, nicht an mir vorbeigegangen. Lauren Oliver schien eine talentierte Schriftstellerin zu sein. Als dann Delirium auf den Markt kam, wusste ich: dieses Buch musst du haben!
Ich wurde nicht enttäuscht. Lauren Olivers Schreibstil ist wahrlich phänomenal und eine Bereicherung für die Jugend-Literaturszene ;). Delirium ist so flüssig geschrieben, dass man sofort in die Geschichte eintaucht und die Seiten nur so dahinfliegen. Und ganz wichtig: Obwohl der Schreibstil poetisch ist, hört er sich niemals schwülstig oder abgedroschen an. Es gibt nur wenige Autoren, denen so etwas auf Anhieb gelingt! Ein großes Lob an die Verfasserin!
Hervorzuheben sind auch noch die Textauszüge, Gedichte und Zitate am Anfang jeden Kapitels. Sie wurden von der Autorin eigens angefertigt, um den Lesern Lenas Welt näher zu bringen und verständlicher zu machen. Das fand ich wirklich großartig! Die Sprüche sind kreativ, poetisch, schön, manchmal auch traurig (oder traurig und schön zur selben Zeit).
Zwei meiner Lieblinge:
Mama, Mama, help me get home
I’m out in the woods, I am out on my own.
I found me a werewolf, a nasty old mutt
It showed me its teeth and went straight for my gut.
Mama, Mama, help me get home
I’m out in the woods, I am out on my own.
I was stopped by a vampire, a rotting old wreck
It showed me its teeth, and went straight for my neck.
Mama, Mama, put me to bed
I won’t make it home, I’m already half-dead.
I met an Invalid*, and fell for his art
He showed me his smile, and went straight for my heart. (S.69)
* Invalids = Menschen, die nicht von der Liebe „geheilt“ wurden.
Genial, oder? Mit diesem Kindergedicht schafft Lauren Oliver es perfekt, die totalitäre Gesellschaft und ihre größte Angst zu porträtieren: die Liebe.
He who leaps for the sky may fall, it’s true.
But he may also fly. (S.419)
Der Satz ist großartig; kraftvoll und voller Hoffnung.
Zwischenfazit: Die Sprache ist überdurchschnittlich gut und definitiv ein Highlight. Der Rest: Mittelmaß. (Mittelmaß, keineswegs Schlecht!) Die Gesellschaft ist – gerade durch die Auszüge an den Kapitelanfängen – besser charakterisiert als in so manch anderem Buch, jedoch bleibt sie in ihren Grundzügen recht konventionell. Vieles hat mich an bereits gelesene Dystopien erinnert. (Dieses Problem besteht allerdings nicht nur bei Delirium, sondern ist relativ gängig. Mit der Zeit wiederholt sich einfach alles!) Unbewusst habe ich zwischendurch auch einige Parallelen zu Uglies von Scott Westerfeld entdeckt:
- In Uglies werden alle Menschen mit 16 Jahren einer Operation unterzogen, die sie zugleich schöner und glücklicher macht. / In Delirium werden die Leute mit 18 von der Liebe befreit, damit sie danach das Leben genießen können.
- Außerhalb der großen Städte gibt es das geheime Dorf Smoke, in dem sich die Rebellen (Menschen, die sich nicht der OP unterziehen wollen) verstecken. / Auch in Lenas Welt flüchten die Ungeheilten in die Wildnis und haben dort eine Gemeinschaft gegründet.
- Die Protagonistin Tally hat eine rebellische Freundin (Shay), die sich den Regeln der Regierung nicht mehr länger beugen will. / Lenas Freundin Hana geht auf illegale Partys und widersetzt sich so ebenfalls den Vorschriften des Regimes.
- In Uglies verliebt sich Tally in einen der Rebellen (David). / Lena verliebt sich in Alex, der beim Widerstand ist.
- Daneben hat mich einiges auch an Matched von Ally Condie erinnert. Z.B. gibt es in beiden Dystopien eine Liste mit erlaubten Literaturwerken, Musikstücken, Büchern usw., außerdem bestimmt die Gesellschaft, wen und wann jemand heiratet.
Wie gesagt, ich möchte damit nicht behaupten, dass Lauren Oliverabgekupfert hat. Es gibt so viele Dystopien auf dem Markt, Ähnlichkeiten sind also vorprogrammiert. Zurück zum Thema. Matched ist auch eine gute Referenz wenn es um die Erzählgeschwindigkeit geht. Beide Romane starten langsam und kommen erst später in Fahrt. Dies hat seinen Ursprung in der Protagonistin: Lena ist am Anfang noch eine gesetzestreue Bürgerin; erst im Verlauf der Handlung erkennt sie die Lügen ihrer Gesellschaft und beginnt, aktiv etwas zu unternehmen. Von da an wird das Buch dann spannender!
Fazit
Delirium war nicht die beste Dystopie, die ich jemals gelesen habe, aber mit Sicherheit eine der bestgeschriebensten. Gerade für Einsteiger des Genres oder Leute, die mehr Wert auf Romantik legen, ist dieses Buch perfekt: es verbindet einen furiosen Sprachstil mit sympathischen Charakteren und einer süßen Liebesgeschichte.
Lisas Bewertung: 4,3 von 5 Sternen!
(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)
Infos
Reihe: 1. Teil der Delirium Trilogie