Interview mit Anders Alborg
Anders Alborg, Jahrgang 1957, beschäftigte sich schon während seines Studiums mit der Erforschung biophysikalischer Zusammenhänge und mit den Auswirkungen extremer äußerer Einflüsse und Umweltfaktoren auf den Organismus. In der Folge war er für verschiedene Einrichtungen, Institute und Konzerne tätig. Nach der Veröffentlichung verschiedene Kurzgeschichten und Essays ist das Unikat sein erster Thriller.
Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?
Anders Alborg: Nein! Ich schreibe Thriller zu Themen, die interessant sind und mich selbst faszinieren, wie zum Beispiel die Gentechnik, und kleide das in eine besondere Sprache… und so finde ich auch die Leser, die zu mir passen und die Leser finden mich.
Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?
Anders Alborg: Ich bin manchmal äußerst erstaunt, wer sich auf diesen Listen vorne platziert; wahrscheinlich haben ich und die meisten meiner Kollegen einfach nicht das Schreibtalent wie die ein oder andere Bundespräsidentengattin oder manch ein Tennisspieler…
Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?
Anders Alborg: Zwischendurch etwas anderes machen, etwas, das das Gehirn durchlüftet und Platz für neue Inspiration macht. Musik, Sport oder nach ganz anderen Themen suchen.
Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?
Anders Alborg: Je nach Situation 1-2 Stunden pro Tag?
Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?
Anders Alborg: Kontakt zu den Lesern. Bei Lesungen, Workshops, Veranstaltungen wie Messen, Wettbewerben…aber auch im eher privaten Umfeld.
Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?
Anders Alborg: Schwer zu beantworten; viele verändern sich im Laufe der Zeit, von Dan Brown kann man etwas über Spannungserzeugung lernen, Stephen King zeigt, wie der Horror aus der (scheinbaren) Normalität erwächst, Fitzek hat den Psycho-Thriller salonfähig gemacht… bisweilen kann man aber auch enttäuscht sein, wenn es bei manchen Autoren zur „Masche“ wird und seine Spannung verliert.
Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?
Anders Alborg: Wüsste ich auch gerne! Persönliches Kennen der jeweiligen Redakteure? Ich fürchte, ohne einen gut platzierten „Türöffner“ wird man sich schwer tun.
Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?
Anders Alborg: Man sollte sich darüber im Klaren sein, welchen Aufwand es erfordert, einen langen und guten Roman zu schreiben. Recherche, Plotten, Figurenentwicklung und vieles mehr… alles Dinge, die Zeit und Geduld erfordern, ehe es richtig „losgehen“ kann.
Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?
Anders Alborg: Es gibt immer Szenenarten, die man gerne schreibt und andere, die einem nicht so liegen. Ich bemühe mich z.B. immer, die Übermittlung von Hintergrundwissen und eher trockenen Informationen für den Leser trotzdem in einen spannenden Zusammenhang zu setzen, was mir schwerer fällt als Action.
Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?
Anders Alborg: Glücklicherweise sind es die Figuren, die im Buch handeln und sich äußern. Aber man muss ihnen schon auf die Finger schauen, damit sie sich in einem akzeptablen Rahmen bewegen und die „no goes“ respektieren.
Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?
Anders Alborg: Bei mir geht es nur, wenn die Gedanken direkt „auf’s Papier“ also in den PC fließen können, die Ideen schnell und passend in Worte umgesetzt werden können. Sonst ist Basisarbeit angesagt, Recherche und „Aufräumen“ vorhandener texte geht immer.
Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?
Anders Alborg: Die Leser des Unikats rufen nach einem zweiten Teil… und ich habe ihren Ruf vernommen. Außerdem beschäftige ich mich mit einem Thriller, der sich mit geheimnisvollen Technologien aus der zeit des 2. Weltkrieges beschäftigt, die fälschlicherweise für verschollen gehalten wurden.
Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.