Bettina Lausen im Interview

 

(c) Bettina Lausen

(c) Bettina Lausen

Bettina Lausen, Jahrgang 1985, gebürtige Sauerländerin, wohnt nun in Haan. Hauptberuflich arbeitet sie als Bankkauffrau. Neben dem Schreiben studiert sie an der FernUniversität Hagen Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Literatur und Geschichte. Sie hat mehrere Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht und 2014 ist ihr Kriminalroman „Das vermisste Mädchen“ im Emons Verlag erschienen.

 

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Die Konkurrenz ist sehr groß, das bekommt ein neuer Autor vor allem zu spüren, wenn er einen Verlag sucht. Wenn ich ein neues Buchprojekt in Angriff nehme, denke ich jedoch nicht über die Vielzahl an Neuerscheinungen nach, sondern darüber, was Leser interessieren könnte. Und dann konzentriere ich mich ganz auf meine Figuren und die Geschichte, die ich erzählen möchte.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Für viele Leser geben diese Rankings eine Orientierungshilfe, leider werden dadurch viele andere gute Bücher von der breiten Masse nicht beachtet. Daher freue ich mich, dass es auch andere Plattformen wie z. B. fabelhafte-buecher.de gibt, auf denen sich noch unbekannte Autoren präsentieren können.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Wenn ich eine Schreibblockade habe, stimmt etwas mit meinem Text nicht. Entweder sind meine Figuren nicht schlüssig, der Plot hakt an einer Stelle oder ich habe zu wenig recherchiert. Daher gehe ich dann einen Schritt zurück, erweitere meine Recherchen, überprüfe meinen Plot oder entwickle meine Figuren weiter. Viel zu tun, habe ich immer, da ich neben dem Autorendasein einen Vollzeitjob ausübe und studiere. Die Zeit zum Schreiben nehme ich mir einfach. Meistens am Wochenende.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Das kommt auf die Situation an. Als mein Buch „Das vermisste Mädchen“ erschienen ist, waren es ein bis zwei Stunden am Tag. Ich habe unter anderem eine virtuelle Leserunde veranstaltet und mich intensiv mit den Lesern ausgetauscht. Zurzeit liegt die Neuerscheinung schon etwas zurück und ich arbeite an einem neuen Roman, da sind es ungefähr zehn Minuten am Tag für Facebook, Twitter und die Aktualisierung meiner eigenen Homepage.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Das kommt ganz auf den Autor und das Buch an. Es gibt viele gute Möglichkeiten Leser zu erreichen. Ein wichtiges Instrument sind Lesungen, um mit den Lesern direkt ins Gespräch zu kommen. Wichtig finde ich auch die eigene Homepage, damit Leser, die nach einem googeln dort Informationen über den Autor und das Buch finden. Daher ist es wichtig, dass die eigene Homepage immer aktuell ist. Facebook ist auch nicht zu unterschätzen, aber man muss bedenken, dass nicht jeder bei Facebook angemeldet ist, auf die Homepage hingegen kann jeder zugreifen.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Ich lese sehr viel, um zu sehen, was die Autorenkollegen schreiben und um zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Martin Suter und Sascha Pranschke sind Autoren, dessen Sprache mich sehr fasziniert. Ursula Niehaus und Brigitte Riebe habe ich gelesen, weil ihre historischen Bücher in der Zeit spielen, die ich für meinen nächsten Roman gewählt habe. Meine Inspiration für den Stoff meiner eigenen Bücher nehme ich jedoch aus anderen Quellen wie TV-Dokumentationen, Museumsbesuche oder Situationen aus dem Alltag.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Schwierige Frage. Ich könnte mir vorstellen, dass Zeitungen die bekannten Autoren rezensieren, weil sie damit bei vielen Lesern ins Auge springen. Schließlich wollen auch die Zeitungen nur ihre Auflagenzahlen erhöhen. Newcomer haben es daher sehr schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Einen Teil der Marketingarbeit leistet natürlich der Verlag, was heutzutage aber nicht ausreicht. Neue Autoren sollten durch Lesungen auf sich aufmerksam machen. Außerdem gibt es Plattformen wie lovelybooks.de, fabelhafte-buecher.de oder Facebook, auf denen sich jeder Autor präsentieren kann.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Mein Anfängerfehler war, dass ich meinen ersten Roman (der in der Schublade liegt) geschrieben habe, ohne mich vorher über das Handwerk zu informieren. Außerdem habe ich gedacht, dass ich für mein erstes Projekt direkt einen Verlag finden würde. Das war natürlich nicht der Fall. Erst mein drittes geschriebenes Manuskript ist als gedrucktes Buch in einem Verlag erschienen. Neulingen kann ich empfehlen, Seminare zu besuchen, Bücher über das Schreiben zu lesen und ganz viel zu üben, was bedeutet: Schreiben, schreiben, schreiben.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Natürlich gibt es Szenen, die mir schwerer fallen als andere. Sex-Szenen gehören bei mir dazu. Da ich als Autor aber selbst entscheiden kann, welche Szenen ich schreibe oder wie weit ich ins Detail gehe, kann ich dieses Problem leicht umgehen und nur das schreiben, wobei ich mich wohlfühle.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Bücher sind ein fabelhaftes Medium um solche Themen anzusprechen. Ich mag es mit meinen Texten, auf gesellschaftlich kritische Themen aufmerksam zu machen und dem Leser einen Denkanstoß zu geben. Von anderen Autoren erwarte ich zu dem Thema nichts, da auch solche Themen nicht in jedes Buch passen. Es muss beide Arten von Bücher geben: Welche, die sich mit den politischen oder religiösen Themen auseinandersetzten und welche, die solche Themen ausblenden. Denn genauso gibt es beide Arten von Lesern: Welche die sich für Politik interessieren und die, die es nicht tun.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Wenn ich mitten in einem Romanprojekt stecke, schreibe ich jeden Tag und das bedeutet, jede freie Minute, z. B. im Zug oder in der Mittagspause. Wenn ich in einer Vorbereitungsphase (wie z. B. die Recherche) stecke, schreibe ich, wenn ich gerade Lust dazu habe – dann werden es meist Kurzgeschichten, um verschiedene Perspektiven oder Schreibstile auszuprobieren. Oft fallen mir Geschichten unterwegs ein und ich notiere etwas in meinem Notizbuch und formuliere diese Geschichten später aus.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Mein nächstes Projekt wird ein historischer Roman, der zu Anfang des 16. Jahrhunderts in Köln spielt. Thematisch geht es um die Umbruchszeit der Reformation und welche Auswirkungen Luthers neue Lehre auf die Menschen der Zeit hatte.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.


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