Interview mit Ulrike Schelhove
Ulrike Schelhove ist 40 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in der Eifel. Sie hat mehrere Jahre als Mitarbeiterin einer großen Tageszeitung gearbeitet und schreibt seit 2013 ihre Eifel-Krimi-Reihe um die Kommissare Landwehr & Stettenkamp.
Bisher erschienen „Der Kindermacher“, „Trügerische Fährten“, „Bande des Schweigens“. „Fangnetz (Bd.4)“ wird im Mai veröffentlicht.
Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?
Nein, ich glaube, ein solcher Gedanke wäre nicht förderlich, um ein gutes Buch zu schreiben. Ich wähle für meine Krimis ein Thema, das mich selbst fesselt und versuche es spannend umzusetzen. Natürlich hoffe ich als Autorin bei jedem neuen Band, dass die Handlung meine Leser erneut anpricht. Der Leser merkt, wenn ein Schriftsteller für sein Thma brennt, es gut recherchiert hat, es interessant aufbereitet. Und dennoch ist es für mich wichtig, angesichts der gewaltigen Neuauflage auf mein Buch aufmerksam zu machen. Das gelingt durch die Kontakte zu meinen Lesern, z.B. Auf fcebook, aber natürlich auch durch Werbung.
Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?
Suche ich Bücher aus anderen Genres als dem eigenen, dem Krimi, so orientiere ich mich manchmal auch an Bestsellerlisten, aber natürlich auch an Empfehlungen meiner Buchhandlung vor Ort. Interessant sind für mich jenseits der bekannten Bestsellerlisten aber auch die Bücher in den Top 100 bei Amazon. Warum? Hier findet man nämlich auch die größtenteils guten Werke von Selfpublishern, also Autoren, die nicht über einen Verlag veröffentlichen. In der Spiegel-Bestseller-Liste tauchen diese Bücher nämlich zur Zeit noch nicht auf.
Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?
Grundsätzlich bin ich jeden Tag motiviert, zu schreiben, denn einen erfüllenderen Beruf könnte es für mich gar nicht geben. Für meine Leser schreiben zu können macht mich enrom glücklich. Trotzdem gehört auch Disziplin dazu. Ich setze mir vor dem geplanten Veröffentlichungtermin Zwischenziele und plane jedes Kapitel mit seinen großen Szenen vorab detailliert, so dass ich auch an Tagen schreiben kann, wo die Ideen mal nicht so sprudeln. Da arbeitet aber jeder Autor anders, viele Arbeitsweisen können gut funktionieren.
Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?
Ich schätze mal, mindestens ein Fünftel meiner Arbeitszeit. Ich pflege den Kontakt zu meinen Lesern im Internet hauptsächlich auf meiner Fanseite bei Facebook und bekomme auch häufig Zuschriften per Mail, worüber ich mich sehr freue. Meine Leser motivieren mich und bringen mich durch ihr feedback weiter. Schreiben in ein Nirwana hinein wäre nichts für mich, ich schätze die Kontakte zu meinen Lesern sehr.
Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?
Werbe dort, wo du verkaufst, das ist meine persönliche Empfehlung. Lesungen in Zusammenarbeit mit einer Buchhandlung zu veranstalten kann z.B. erfolgreich sein. Vor allem beim Verkauf der Ebook-Ausgabe des Buchs ist es wichtig, sich auf den jeweiligen Verkaufsplattformen gut zu präsentieren, in den sozialen Netzwerken vertreten zu sein, oder auch eine Marketingaktion mit bekannten Newslettern zu organisieren, die viele Ebook-Leser abonnieren.
Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?
“Wer gut schreiben will, sollte unbedingt viel lesen” – diese Autorenweisheit halte ich persönlich für sehr wichtig. So verbessert man sich selbst weiter und wird häufig auch inspiriert.
Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?
Ein tolles Beispiel dafür bietet aktuell die Erfolgsautorin Hanni Münzer. Ihr Roman “Honigtot” hat es nach einigen Hundert Tagen in den Amazon-Kindle-Top10 nun auch in die Spiegel-Bestseller-Liste geschafft. Und zwar gleich von 0 auf Platz 22. Der Grund? Hanni Münzer hat das Taschenbuch im Piper-Verlag veröffentlicht – enorm erfolgreich war sie vorher schon lange. Und tauchte trotzdem, weil sie nicht im Verlag veröffentlichte, in keiner offiziellen Bestsellerliste auf. Das könnte sich ändern – wenn die Feuilletons wollten.
Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?
Als ich meinen ersten Eifel-Krimi “Der Kindermacher” geschrieben hatte, war ich zunächst enttäuscht, als ich auf Anhieb keinen Verlag dafür fand und hätte fast aufgegeben. Im Nachhinein war das durch die Möglichkeiten, im Selbstverlag zu veröffentlichen, komplett unnötig. Wenn sich der Erfolg auf diesem Weg einstellt, klopft auch der Verlag an. Und dann entscheidet man selbst, ob man Verlagsautor wird oder Indieautor bleibt. Oder – der Trend – von Buch zu Buch neu entscheidet.
Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?
Wenn ich so etwas beim Schreiben merke, ist es für mich in der Regel ein Zeichen dafür, dass ich noch intensiver recherchieren muss. Und dann klappt´s auch wieder…
Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?
Wenn Kritik sachlich fundiert ist, wünsche ich mir mehr Mut dazu – auch von mir selbst.
Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?
Ich schreibe meistens ungefähr vier Stunden am Vomittag – weil Mann und Kinder dann außer Haus sind und ich zu dieser Zeit die nötige Ruhe habe. Im Verlauf des weiteren Tages kümmere ich mich um die Kontakte zu meinen Lesern.
Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?
Mein 4. Eifel-Krimi um die Kommissare Ilka Landwehr & Alex Stettenkamp heißt “Fangnetz”. Ein beschauliches Eifeldörfchen – Wildbach – gerät in Aufruhr. Ein verurteilter Mörder ist nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden und lebt nun mitten im Ort. Eine Bürgerwehr formiert sich und ist Rainer Wollscheid fortan auf den Fersen. Wenig später findet der Wildbacher Förster ein totes Mädchen im Wald. Bald finden die Kommissare heraus: Die vierzehnjährige Natalie führte im Internet ein virtuelles Doppelleben. Warum musste sie sterben? Als ihre Mitschülerin Charlotta verschwindet, nehmen die Ermittlungen dramatische Wendungen an, ohne das sich ein Täter überführen lässt. Im Eifeldorf Wildbach macht sich Misstrauen breit – vor allem gegen Kommissarin Ilka Landwehr!
Fabelhafte Bücher: Das klingt ja schon mal spannend. Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.
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