Interview mit Sabine Ludwigs

 

© Sabine Ludwigs

© Sabine Ludwigs

Sabine Ludwigs wurde 1964 in Dortmund geboren und wuchs auch dort auf. Zur Schriftstellerei fand Ludwigs 2004. Kurz darauf trat sie in einer Krimi-Anthologie erstmals als Autorin in Erscheinung. Bis etwa 2010 verfasste sie ausschließlich Kurzprosa. Es erfolgten zahlreiche Publikationen in Anthologien und Hörbüchern bei diversen Verlagen, u. a. Esslinger Verlag, Herder Verlag, SCM Hänssler Verlag. Oder auch in Zeitungen, z. B. der B. Z., Die Zeit, Saarbrücker Zeitung. Einige ihrer Kurzgeschichten wurden von Schauspielern wie Anita Kupsch, Marie-Luise Marjan oder Ludger Burmann für Vorträge ausgewählt. Sabine Ludwigs lebt mit ihrer Familie in Lünen an der Lippe im Ruhrgebiet.

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Nein. Ich konzentriere mich ganz und gar auf mein Projekt. Alles dreht sich nur um die Thematik, die Geschichte, die Figuren. Schließlich möchte ich ein unterhaltsames, fesselndes Buch schreiben! Also bekommt es meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Als Leser lassen mich solche Bestsellerlisten kalt, da sie keine aussagekräftige Leseempfehlungen geben. Sie weisen lediglich aus, dass die gelisteten Bücher hohe Verkaufszahlen erzielten – aus welchen Gründen auch immer… Als Autorin werfe ich fraglos begehrliche Blicke darauf und würde wahnsinnig gerne auf genau diesen Bestsellerlisten stehen! Am liebsten ganz weit oben.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Ich habe kein Geheimrezept. Gibt es das überhaupt? Wenn es in Sachen Schreiben mal nicht so rund läuft, lasse ich mich von Eva Markert – Freundin und ebenfalls Autorin – aufmuntern und antreiben. Aus unseren Zusammenkünften ergeben sich oft Lösungsansätze.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Ich bin weder auf Facebook noch auf Twitter oder ähnlichen Netzwerken unterwegs und plane derzeit nicht, das zu ändern. Ich würde mich kontrolliert fühlen. Außerdem empfinde ich es als ablenkend und zeitraubend. Selbstverständlich habe ich meine Autorenhomepage www.sabine-ludwigs.de und tausche mich mit meinen Lesern in Leserunden oder auf Foren aus. Und natürlich beantworte ich Gästebucheinträge und private Mails.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Das Marketing liegt ganz klar in der Verantwortung des Verlages, nicht in der des Autors! Trotzdem finde ich es gut und richtig, dass ich als Autor daran mitwirke. Das Marketinginstrument, das ein Autor in erster Linie einbringen kann, ist seine Präsenz. Zum einen im Internet, klar. Zum anderen in eigener Person. Deshalb biete ich meinen Lesern Gelegenheiten, mich auf Lesungen zu treffen und kennenzulernen. Man kann mich für Veranstaltungen buchen. Ich übernehme außerdem Interviews und absolviere Lesereisen und Messebesuche.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Beeinflusst sehe ich mich nicht. Inspiriert werde ich durch das reale Leben, nicht von anderen Schriftstellern oder Werken. Die Welt ist voll von Themen, die mich reizen und interessieren und in meine Bücher fließen: Liebe. Hass. Gewalt. Leidenschaft. Angst. Mut. Tod. Glaube. Hoffnung.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Zu 1. Da kann ich nur raten! Ich vermute, dass es über Jahre hinweg gewachsene Konstrukte gibt, in die Verlage, Autoren und Rezensenten eingebunden sind. Unter Kritikern gibt es ebensolche Größen, wie unter Schriftstellern. Und ein großer Rezensent bespricht vorzugsweise einen großen Schriftsteller.

Zu 2.Vermutlich muss ein Newcomer oder No-Name eine Person haben, die in so einem (oder vergleichbarem) Konstrukt steckt und ihn nach Kräften unterstützt. Oder er muss einfach ein wirklich außergewöhnliches Buch schreiben! Vielleicht ein gelungenes Plagiat oder was erotisch Fesselndes oder eben etwas noch nie Dagewesenes.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

– Vermeiden:
Unwillig auf Kritik und Änderungsvorschlägen von Betalesern und Lektoren zu reagieren. Deren hilfreichen Anmerkungen sind einzig dazu da, die Qualität des Manuskripts zu optimieren. Man sollte sie also überdenken!

–  Empfehlen:
Das Buch zu Ende zu schreiben:  Jeder kann sich mit dem Gedanken tragen ein Buch zu schreiben, und viele beginnen auch damit. Aber es sinnvoll und strukturiert zu Ende zu bringen, das umzusetzen schafft nicht jeder.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Warum sollte ich über Themen oder Situationen schreiben, mit deren Schilderung ich mich schwer tue? Solche Passagen würden sich holprig und gekünstelt lesen. Meine Geschichte verlöre an Leichtigkeit und Lesefluss – und ich die Lust am Schreiben.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren  insgesamt zu dem Thema?

Es existieren keine allgemeingültige Definitionen, was richtig ist und was falsch. Es gibt Gesetze. Und schließlich muss niemand lesen, was er ich nicht lesen will. Ich schreibe über alles, worüber ich schreiben möchte! In der Vergangenheit durchaus auch schon gegen Widerstände. Ich respektiere die Anschauung und die Verfahrensweise anderer Autoren – das gleiche erwarte ich von ihnen.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Ich bin Frühaufsteher, so zwischen vier und fünf Uhr auf den Beinen. Ich schreibe also vorzugsweise morgens. Gerne mit viel Kaffee. Disziplin muss sein.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

In meinem neuem Roman geht es um Anonymität im Internet, die (un)heimliche Liebe eines Mädchens und die obsessive Leidenschaft eines Mörders. Das Buch trägt den Titel „Le Pecharou – Rotköpfchen und der Wolf“. Es erscheint im Dezember.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.


 Im www

www.sabine-ludwigs.de
Nationalbibliothek 
Literaturport


Weitere Hintergründe zur Autorin

Ihre Arbeiten sind in Print- und Hörmedien sowie als E-Book publiziert. Ein Teil ist zudem Unterrichtsmaterial für das Fach Religion/Ethik an weiterführenden Schulen, wie auch an Grundschulen (Leseförderung). Inzwischen veröffentlicht die Autorin vorwiegend Unterhaltungsromane. Neben der Schriftstellerei war Sabine Ludwigs für einen Dortmunder Verlag über Jahre als Lektorin und zuletzt als Pressesprecherin tätig. Derzeitig ist sie nur noch für wenige Autoren als Lektorin aktiv.
Sie wurde mit dem Friedens-Literaturpreis des Berliner Kulturrings und mit dem Literaturpreis Gedichte & Balladen der Ideale Stiftung ausgezeichnet.