Wie konnte ich nur so lange ohne dieses wundervolle Werk der Weltliteratur auskommen? Diese Frage habe ich mir nach dem lesen tatsächlich gestellt. Als Kind sah ich den Film, natürlich hat er mich seinerzeit gefangen genommen. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass mich das Buch als Erwachsene so mitnimmt. Gut, dass ich in der Verlagsvorschau auf die Neuübersetzung des Diogenes Verlag gestoßen bin. Die Originalausgabe erschien 1911. Der Autor wurde seinerzeit von seinen Pflegekindern zu dieser Geschichte inspiriert.
Peter Pan möchte nicht erwachsen werden, er lebt, oder sollte man besser sagen flüchtet, in das fiktive Land Nimmerland. Dort ist er der Anführer der verlorenen Jungs, ein Abenteuer jagt das nächste. Es gibt keine Regeln, zumindest keine die ein Erwachsener macht. Peters Wort ist Gesetz. Als er eines Abends die Kinder der Familie Darling mit nach Nimmerland nimmt, erleben auch sie eine aufregende Zeit. Sie kämpfen gemeinsam gegen Peters Widersacher Kapitän Hook.
Doch Wendy, das ältere Kind der Darlings, vermisst seine Eltern und geht mit den Geschwistern zurück, ins traute Heim. Diese Kinder haben erkannt, das Abenteuer nicht alles sind. Eine liebevolle Umarmung der Eltern ersetzt diese Freiheit nicht. Ich verrate jetzt sicherlich kein Geheimnis, wenn ich verrate das Peter Pan diese Erkenntnis nie erlangt.
Dieser Roman ist ursprünglich für Erwachsene geschrieben worden, was man an der Brutalität, die in einigen Handlungen steckt, auch erkennen kann. Dennoch glaube ich, dass auch Kinder einen positiven Nutzen aus dieser Geschichte ziehen können, zumal ihnen einige Blickwinkel des erwachsenen Lesers sicher verwehrt sind, und ihnen daher die ganze Tragweite hinter dieser Geschichte nicht bewusst wird. Denn für mich ist Peter Pan auch ein trauriges Buch, nicht jedes Kind erhält die Zuwendung die es benötigt, um zu einem reifen Menschen zu werden.
Die Diogenes Ausgabe schmückt ein ansprechendes Cover, eingefasst von dem charakteristischem weißen Rahmen. Die Bücher sind mir lieb und teuer, aber natürlich nicht nur wegen ihres Aussehens, nein, in erster Linie wegen des grandiosen Inhalts, der mich zuverlässig erwartet.