Rezension von Maren

„ Alles kann verziehen werden, wenn wir erkennen, wie vieles uns verziehen wurde….“

Inhalt

Miss Lavinia Ellison lebt mit ihrem Vater und ihrer Tante als Pfarrerstochter im gemütlichen St.Hampton Heath und kümmert sich liebevoll um ihren Vater, die Gemeinde und besonders die Armen.

Heiratspläne hat sie bislang keine, viel zu lang sind ihre Tage, wo sie versucht, auch den Armen ein erträgliches Leben zu bereiten, doch die Mängel an Versorgung und Unterkunft sind dramatisch und der Verwalter des Grafen von Hawkesbury vernachlässigt seine Pflichten. So ist auch der Kontakt zum zurückgekehrten Grafen und ihr sehr angespannt, denn seine Familie trägt die Schuld am Tod ihrer Mutter.

Doch wie soll man vergeben, wenn die Narben und Wunden so tief sitzen, wenn auch der Graf oft eine unbeteiligte und desinteressierte Miene aufsetzt und ihre Bitten um bessere Versorgung der Armen scheinbar an ihm vorbeigehen, weil er sich nicht in ihre Situation versetzen kann?

Dieses Thema um Vorurteile und Vergebung hat die Autorin so schön herausgestellt, viele Situationen, bei denen Lavinia am Verstand und Herzen des Grafen appelliert und verschiedene Umstände dazu beitragen, dass er seine Vorurteile überdenken muss. Lavinias Art, sich nicht auf die gleiche Schiene zu stellen, wie so viele aus der höheren Gesellschaft, ihr Bewusstsein, dass sie nie eine angemessene Frau für jemanden aus seiner Schicht wäre sind so berührend umschrieben, dass man am Ende des Buches ein emotionales Lesekino hat und man das Buch gar nicht aus der Hand legen möchte.

Die vielen herrlich spritzigen Dialoge zwischen ihr und dem Grafen, der Kontrast zwischen arm und reich, Misstrauen und Hoffnung, Vergangenheit und Zukunft sind ein wahres Feuerwerk.

Ein schwerer Zwischenfall verändert die Situation und seine Einstellung erheblich, doch Mut und Glauben können Berge versetzen und was erst unmöglich zu sein scheint, nimmt auf einmal eine ganz andere Wendung ein.

Rezension

Die Charaktere, ob Freunde oder Familie, sind sehr speziell umschrieben – Graf Nicholas Mutter, die ihre Vorurteile nicht verbirgt, ihr kaltes Herz auf der Zunge trägt und auch vor Intrigen nicht zurückschreckt. Im Vergleich dazu Lavinias Tante Miss West, die ein unglaubliches und überraschendes Geheimnis mit sich trägt, aber herrlich direkt und liebenswert ist, und auch Lavinia, die vor Lebensfreude und Gottvertrauen sprühende junge Frau, die jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubert und Herzen berührt oder den stolz wirkenden, aber sehr verletzlichen Grafen, der es versteht, seine wahren Gefühle unter einem Schutzpanzer zu verstecken, doch eine großartige Veränderung durchlebt, die ihn absolut sympathisch macht und über die er selbst sehr überrascht ist.

Fazit

Ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt, das Buch lädt zum Nachdenken ein, dazu, wie wichtig der Glaube ist, um Vorurteile zu überwinden, aber auch das Selbstvertrauen und die eigenen Wertmaßstäbe nicht aus den Augen zu verlieren, nur um anderen zu gefallen oder sich in eine Schablone pressen zu lassen.