Rezension von Fenna Wächter
Georg Forster (1754-1794) war Weltumsegler an der Seite des Seefahrers James Cook, Revolutionär und Freidenker, Naturkundler und Philosoph. Alexander von Humboldt zählte zu seinen Schülern; Goethe bewunderte den Zeitgenossen.
1772 macht sich der damals 18-Jährige mit seinem Vater Johann Reihold Forster, seines Zeichens Mitglied der Royal Society, auf den Weg um mit James Cook die Welt zu erkunden. Im Anschluss an die Reise schreibt der junge Forster seine „Reise um die Welt“; der Reisebericht macht ihn in Europa zu einer bedeutenden intellektuellen Instanz. Besonders auffällig ist Forsters Überzeugung, dass alle Menschen gleich seien. Damit stellt er sich gegen die vermeintlichen Aufklärer seiner Zeit, die noch zwischen höheren und niederen Rassen unterscheiden. Den Zeitgenossen Immanuel Kant hält Forster für „ignorant, rassistisch und verquast“ (S. 19).
Forster geht eine turbulente Ehe ein, die in einer Dreiecksbeziehung mündet, weil er die Anwesenheit eines Liebhabers eher ertragen kann, als von seiner Frau und den Töchtern Abschied zu nehmen. Schließlich wird er in nach Mainz zum Hofrat und Chef der Universitätsbibliothek berufen. Mainz steht zur damaligen Zeit lediglich Wien in Eleganz und Reichtum nach, doch Forster bleibt seinen republikanischen Idealen treu. Als die Franzosen 1792 in die Stadt einmarschieren, verschreibt er sich mit Leib und Seele der Revolution. Auch als er kurz vor seinem Tod in Paris vom dort grassierenden Terreur entsetzt ist, bleibt er von den eigentlichen Zielen der Revolution, von den Grundsätzen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, überzeugt.
Kurz: Georg Forster ist eine schillernde Persönlichkeit, die in der Vergangenheit zu oft verkannt worden sein mag. Der ZDF-Redakteur Frank Vorpahl ist seit Jahrzehnten von Forster fasziniert und hat sich nicht nur mit seinem Werk auseinandergesetzt, sondern ist dem Gelehrten auch an die unterschiedlichsten Orte der Erde hinterhergereist. So hat er Schicht um Schicht neue Aspekte aus Forsters Leben und Werk zum Vorschein gebracht und thematisiert auch umfassend ganz unterschiedliche historische Auslegungen zum Mann Georg Forster. So lernte Vorpahl Forster beispielsweise während seiner Studienzeit in Leipzig als „sozialistische Gallionsfigur“ kennen. Im Fokus standen hier die revolutionären Schriften Forsters; seine Arbeit als Naturforscher war nebensächlich. Erst nach und nach lernt Vorpahl auch diese Facetten des Georg Forster kennen und teilt diese mit dem Leser.
Der Welterkunder ist eine sehr persönliche, mehrere Dekaden umspannende Reise, auf die Vorpahl seine Leser mitnimmt. Immer wieder rückt dabei Forster ein wenig in den Hintergrund, während Vorpahls Suche, seine Überlegungen und Fragen den Vordergrund einnehmen. Das ist zum größten Teil interessant und inspirierend, doch stellenweise kann Vorpahl eben leider einfach nicht mit dem schillernden Georg Forster mithalten (wer könnte das schon) und so wünscht man sich als Leser ab und an etwas mehr Forster und ein bisschen weniger Vorpahl. Und doch ist es insgesamt ein hochinteressantes und aufschlussreiches Buch über eine faszinierende Person in einer spannenden Epoche.