Rezension von Annemarie
Inhalt
Island. Land der Kälte, Naturgefahren, des Überlebens, aber auch des Zusammenhalts, in dem die Menschen einander beim Kampf ums Überleben und mit den Naturgewalten einander seit Urzeiten unterstützen. Ein ganz besonderes Land also. Und in diesem Land spielt der Roman von Hallgrimur Helgason, einem isländischen Bestsellerautor. Im Zentrum des Bandes steht Gestur, eine Person, die schon als kleines Kind Mutter und Schwester, später auch seinen Vater und im Anschluss den Ziehvater verloren hat. Durch sein offenes Auftreten erlebt er einiges an Abenteuern. Dessen Geschichte wird – neben den Geschichten einiger isländischer Nebenfiguren um ihn herum – bis zum frühen Erwachsenenalter erzählt. Deren Handeln und Gedanken werden ebenfalls offengelegt. Daneben werden auch die alltäglichen Gegebenheiten und historischen Ereignisse in Island ausgiebig betrachtet. Generell ist das Werk eher humorvoll – öfters auch mit einem Schuss schwarzen Humors eingestreut – verfasst.
Der Band ist ausgesprochen dick und man hat lange Zeit Lesestoff. Er ist – logischerweise – als Lesebuch verfasst und dementsprechend im Fließtext geschrieben. Die Unterteilung in Kapitel bewirkt Übersichtlichkeit, sodass man sich im Band recht gut zurechtfindet. Durch den gebundenen Einband und die schwere Ausführung ist er nur schwer zu transportieren, dafür aber ziemlich robust.
Rezension
Man sollte wissen: Bei dem Werk handelt es sich um einen fiktiven Roman, der so aber theoretisch durchaus hätte stattfinden können, da die Gegebenheiten und Ereignisse in Island erläutert werden. Und diese Erläuterungen sind aufgrund der Nationalität und des Wissens des Autors gut und treffend, auch wenn einige Erlebnisse der Hauptperson schon etwas zu viel für ein reales normales Leben in Island sind. Aber gut, es handelt sich ja auch um einen Roman. Und sonst wäre der Band möglicherweise etwas langweilig.
Und u.a. das fand ich besonders gut bei diesem Band: Man lernt Island besser kennen, beginnt die Menschen zu verstehen und wird auch von einer Faszination gepackt, die die Standhaftigkeit, zugleich aber auch Freundlichkeit der Menschen auf Island betrifft.
Ebenso gefiel mir, dass der Band ganz eigentümlich, mit einem deutlich humorvollen Anklang trotz der teilweise doch sehr ernsten Ereignisse verfasst ist – oft auch mit einigem an schwarzem Humor. So paradox und unwirklich einige Ereignisse erscheinen, beispielsweise das Anketten der Menschen aneinander innerhalb des Hauses als Schutz vor Lawinen, so könnten sie unter den Gegebenheiten auf Island dennoch durchaus stattgefunden haben. Daher habe ich mich während der Lektüre dieses Werkes wirklich amüsiert. Und: Im Band kommen auch Tiere, darunter eine Kuh und ein Hund, mit Namen vor, spielen sogar wichtige Rollen, und sterben glücklicherweise nicht – was mich als Tierfreund besonders gefreut hat.
Helgason hat einfach eine ziemlich unnachahmliche Art des Schreibens, deren Stil schwarz-humorvoll, geprägt von intensiven Kenntnissen der isländischen Kultur und Geschichte, einer Wertschätzung für Menschen wie Tiere und einem hohen Verständnis für Denken und Fühlen verschiedener Personen geprägt ist. Das Ganze ergibt ein Werk, welches spannend zu lesen ist und dank der 558 Seiten Textinhalt langen Lesespaß ermöglicht.
Fazit
Ein humoriger Roman über einen ungewöhnlichen Isländer unter normal-ungewöhnlichen Isländern, der in der Zeit vor der Digitalisierung spielt. Allen, die sich dafür interessieren und vorher einmal kurz überprüft haben, ob ihnen der Schreibstil des Autors gefällt, sehr zu empfehlen.