Rezension von Mona
Inhalt
Marie-Sabine Roger ist mir bekannt als Autorin, die charmante, leichtfüßige Geschichten schreibt, die allerdings immer einen ernsten Hintergrund haben und die man trotzdem mit einem positiven Gefühl wieder verlässt.
„Wenn das Schicksal anklopft, mach auf“ ist da keine Ausnahme, man bekommt genau das, was man sich erwartet, wenn man die Autorin kennt. Und das ist absolut nicht negativ gemeint, manchmal gewöhnt man sich so sehr an Patentrezepte von Autoren, dass man sie garnicht mehr missen mag.
Rezension
Worum geht es in „Wenn das Schicksal anklopft, mach auf“?
Zwei Figuren, deren Leben sich von Grund auf unterscheidet und sich doch irgendwann anzieht. Harmonie hat Tourette, und zwar die extremste Form des Tourette, sie wirft mit Schimpfwörtern nur um sich und scheint alles um sich herum ins Chaos zu stürzen.
Fleur hat mit Angstzuständen zu kämpfen. Angst vor Menschen, Angst vorm Leben. Ihr probates Mittel gegen die Angst und Seelenstreichler zugleich: Das Essen, weshalb sie eine sehr mächtige Figur entwickelt hat, die wiederrum ihre Ängste verstärkt. Während Harmonie sich mit geballter Faust dem Leben stellt, versteckt sich Fleur davor. Bis die Figuren aufeinander treffen und der Titel des Buches Programm wird.
Das Buch lebt von der Situationskomik und ja, es bedient gewisse Stereotypen zu Unterhaltungszwecken, aber die Autorin verstrickt sich in diesen nie, sondern hat einen liebevollen Blick auf ihre Figuren und deren Eigenarten. Sie lässt eine vom Leben überforderte alte Damen tanzen und erblühen und eine Kämpferin innehalten, um sich erstmalig auf sich selbst und die Menschen um sie herum zu besinnen. Sie lässt zwei Leben aufeinanderprallen, die sich nur durch den Zufall, oder das titelgebende Schicksal, ergeben können. Und bei all dem kommt sie ganz ohne Kitsch aus.
„Wir gehören beide einer sich ausbreitenden Art an, der Spezies derer, die in Verstecken hausen, sich in Hobbitlöchern vergraben, in beschrifteten Schubladen leben.“ (S. 91)
Aus dieser Chaos-Konstellation entspinnt sich eine auf den ersten Blick skurrile Freundschaft, die beider Leben einen unschätzbaren Wert verleiht. Und auch jede kleinste Nebenfigur ist hier originell und charmant oder ätzend, immer aber einen Blick wert.
Fazit
Ich hatte bei der Lektüre wieder einmal eine schöne Zeit, habe die Charaktere ins Herz geschlossen und mich gefreut, Marie-Sabine Rogers Ideen erneut folgen zu dürfen. Denn sie hat das Talent, jeden schönen Frühlingstag noch zu verschönern.