Rezension von Mona
Inhalt
Lange habe ich mir Gedanken gemacht, womit ich diese Rezension anfangen könnte. Und was ich überhaupt zu sagen hätte. Ein Buch, das mir zu modern ist, aber was heißt das überhaupt? Eine Hauptfigur, die unnahbar ist. Aber ist das ein Kritikpunkt, wenn sie mir persönlich nicht nahe geht (und ich das auch begrüße), es aber ein bewusst gewähltes Mittel ist, um die Figurenreise darzustellen? Probleme, die für mich zu klein und zu banal wirken, um über sie zu lesen (wobei wir wieder bei Punkt 1 sind), aber ist das vielleicht eine sehr privilegierte und versnobte Denkweise?
Was ich daraus schließe ist, dass das Buch mich mehr über mein persönliches Leseverhalten gelehrt hat, als dass mir die Geschichte irgendetwas geben konnte. Aber wie kritisiere ich ein Buch gerecht, das Strömungen unseres Zeitgeistes enthält, mit denen ich mich persönlich nicht identifizieren kann und es mir demzufolge wenig gibt, darüber zu lesen? Denn die Qualitäten eines Werkes daran zu messen, dass ich persönlich keine Ankupplungsmöglichkeiten finde, erscheint mir nicht fair.
Vielleicht ist ein guter Ausgangspunkt zu erklären, was mich motiviert hat, das Buch zu lesen.
Zum einen der Verlag. Der Mare Verlag ist einer meiner liebsten (unabhängigen), und das nicht nur, weil mein urnorddeutsches Herz für die maritime Oberthematik schlägt – mare bietet immer spannenden, wenn auch oft unbekannten zeitgenössischen und klassischen Autor:innen eine Bühne. Eine gute Möglichkeit, das eigene Portfolio mit Titeln zu erweitern, auf die man ohne weiteres als Laie womöglich nicht gestoßen wäre.
Was mich zudem neugierig machte, war dieser Satz des Klappentextes: „zwischen dem Drang nach Freiheit und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, steht sie vor der Entscheidung, die wir alle irgendwann treffen müssen: weiterziehen oder bleiben?“. Eine Frage, die sich wohl jeder mal in irgendeiner Form in seinem Leben stellen musste, egal wie weitreichend und lebensverändernd.
Leider gelang es mir nicht, emotional und intellektuell einen Zugang zur Geschichte zu finden. Die Figuren kratzen alle irgendwie an zeitgenössischen Klischees (Beispiel: Der Weltverbesserer-Sohn), die Dialoge fühlten sich nicht authentisch an und destruktive Verhaltensweisen von Figuren (Stichwort: Flucht vor sich selbst) schrecken mich eher ab, als dass sie mein Interesse wecken. Zumindest, wenn sie das Hauptthema sind. All das verpackt in ein modernes Setting mit sich entwickelndem Social Media Anteil und altbekannten Kommunikationsproblemen, die den ein oder anderen Konflikt wie erzwungen erscheinen lassen.
Fazit
Ich würde also damit schließen, dass ich zwar Schwächen in dem Buch sehe, seine Qualität aber nicht unbedingt beurteilen kann, dafür steckt darin zu wenig, was mich persönlich interessiert. Alles, was mir bleibt, ist die Erkenntnis, dass ich mich für diese Kombination von modernem Setting mit zeitgenössischen sehr destruktiven und ich-bezogenen Themen mit einer (eher) privilegierten Sichtweise wenig begeistern kann.