Rezension von Ramon
Inhalt
Ben Mears ist in der Kleinstadt Jerusalems Lot aufgewachsen. Als er Kind war, erzählte man sich, dass es im Marsten-Haus spuken solle. Dort brachte der einstige Besitzer Hubie Marsten einst erst seine Frau um und erhängte sich dann selbst an einem Balken. Ben betrat als Kind das Haus, weil er eine Mutprobe bestehen wollte. Obwohl das Ereignis schon lange her war, hing dort die Leiche noch am Balken und öffnete plötzlich ihre Augen. Wegen dieses schrecklichen Erlebnisses kehrte Mears der Stadt als Erwachsener lange Zeit den Rücken. Doch dann, mit Mitte 30, kehrt der Schriftsteller zurück an den Ort seiner Kindheit, um sich von dem unheimlichen Haus zu einem Buch inspirieren zu lassen und sich gleichzeitig dem Trauma seiner Kindheit zu stellen.
Eigentlich will er sich sogar in dem Haus einmieten, doch das ist nicht mehr möglich. Denn nachdem das Marsten-Haus lange Zeit leer stand und verfiel, wurde es nun im Zuge einer ziemlich zwielichtigen Transaktion von einem Europäer namens Richard Straker erworben. Dessen Auftraggeber ist ein alter Mann namens Kurt Barlow. Beide zusammen möchten angeblich einen Antiquitätenladen in dem Haus eröffnen, doch schnell häufen sich die Ungereimtheiten und die Gerüchteküche innerhalb der Kleinstadt brodelt.
Ben versucht, mehr über diese neuen Mieter herauszufinden. Und dann verschwinden auch schon die ersten Menschen aus der Stadt. Als erstes ein Junge namens Ralphie, der nicht mehr aus dem Wald zurückkehrt. Schließlich sterben Bewohner Salems an Anämie oder sind seltsam verändert. Bald wird klar, dass Kurt Barlow ein Blutsauger sein muss, der den Vampirismus in der ganzen Stadt verbreitet. Barlow hat sich offenbar ganz gezielt das Marsten-Haus als Wirkungsstätte gesucht, weil hier das Unheil „akkumuliert“ wird.
Ben nimmt den Kampf gegen die Vampire auf. Verschiedene Menschen stehen ihm zur Seite. Ein kleiner Junge mit besonderen Fähigkeiten. Seine neue Freundin Susan, in die er sich bei seiner Rückkehr verliebt hat und um deren Schicksal er bald bangt. Und auch ein Mann der Kirche, Pater Callahan, der in späteren Romanen Stephen Kings aus dem Dark Tower-Zyklus wieder eine Rolle spielt …
Fazit
„Brennen muss Salem“, 1975 erschienen, war nach „Carrie“ Stephen Kings zweite Romanveröffentlichung. King erzählt hier einen klassischen, fast schnörkellosen Horror-Roman. Zum ersten Mal erfindet er eine komplette amerikanische Kleinstadt und portraitiert realistisch deren Bewohner. Das ist etwas, was er später noch ausbauen und verfeinern sollte, etwa in dem zum modernen Klassiker gewordenen Roman „es“. Schon hier gibt es einen allwissenden Erzähler, der alle verborgenen Abgründe der Stadt kennt, wie ein Voyeur in alle Zimmer schaut und die Geheimnisse seiner Figuren ausplaudert.
In diesem frühen Roman deutet sich bereits an, dass King mehr ist als nur ein gewöhnlicher Genre-Autor. Allerdings zeigt sich auch deutlich, dass King schriftstellerisch über die Jahre noch unglaublich gereift ist. Zu einem der großen Genre-sprengenden Erzähler der Gegenwartsliteratur wurde er erst später. Auch sein Stil und seine Figurenzeichnung haben im Laufe der Jahre noch deutlich an Raffinesse gewonnen. „Brennen muss Salem“ ist vor allem ein atmosphärisch dichter Horror-Roman. Seine besondere Innovationskraft bestand darin, den klassischen Vampir-Schauerroman in ein modernes Setting zu verlegen, weg von viktorianischen Schlössern und hinein in die amerikanischen Kleinstädte.