Rezension von Maren
„ Die menschliche Niedertracht kennt keine Grenzen….“
Inhalt
Ein unglaublich faszinierender aber gleichzeitig erschreckender Roman aus einer der dunkelsten Epochen der deutschen Geschichte. Auch wenn dies nur eine Geschichte ist, so sind die Abläufe im Mittelalter doch ähnlich gewesen und man fragt sich, wozu Menschen in der Lage und an Grausamkeit nicht zu übertreffen sind.
Wie schnell Massen bewegt werden können, um jemanden den vollen Hass spüren zu lassen, ihn als jemanden zu bezichtigen und der Gefahr des Scheiterhaufens oder des Galgens auszusetzen, ohne eine Chance auf Erklärung oder faire Behandlung.
Durch peinliche Folter wird das Geständnis erpresst und die Kirche hat nicht minder dazu beigetragen, durch Exorzisten und Inquisition solche „Verhöre“ zu unterstützen oder durchführen zu lassen, in dem Glauben, dass das alles Gottes Wille ist.
So spürt man auch in diesem Roman diese Hoffnungslosigkeit, all der Armen, all der Angeklagten, obwohl gerade diese es sind, die einem so ans Herz wachsen. Gerade die Geschichte um Getrud Dey, die schon in jungen Jahren schlimme Verluste durchleben muss und sich als Schäferin und Heilerin ihr Auskommen, Essen und Dach über dem Kopf verdient, erlebt eine plötzliche Hetzjagd, weil sie sich für den jungen Franz eingesetzt und den Henker beim Gutsverwalter anzeigt, der seinen Hund auf ihn gehetzt hat. Daraufhin beginnt eine regelrechte Hetzjagd und bislang wohlgesonnene Menschen zeigen ihr die kalte Schulter.
Immer mehr seltsame Vorfälle lassen ihre Umgebung daran zweifeln, ob sie nicht doch eine Hexe sein könnte und der Henker findet in der Landesherrin eine Gleichgesinnte, die Getrud nicht leiden kann und nichts unversucht lässt, sie auf den Scheiterhaufen zu kriegen.
Rezension
Man muss sich zwischendurch an einige zu der Zeit übliche Ausdrücke oder Redensarten gewöhnen, aber alles in allem hätte ich nicht gedacht, was dieses Buch zu bieten hat. Es entführt in eine Zeit, die erstaunt, den Kopf schütteln lässt, trotzdem irgendwie fasziniert, weil es so abwegig ist, man sich solche Grausamkeit gar nicht vorstellen kann oder mag und den Leser kaum durchatmen lässt, soviel Spannung steckt darin.
Wie schön ist es daher, wenn dann Menschen auftauchen, die mit allen Mitteln versuchen, Getrud zu unterstützen, sich einzusetzen, auch wenn die Chancen nur gering sind. Die Zusammensetzung der einzelnen und doch sehr speziellen Charaktere ist toll gemacht und kommt sehr authentisch rüber, selbst Kinder, die spüren wem sie trauen können und das Herz auf dem richtigen Fleck haben, wurden mit eingebunden und haben eine wichtige Rolle hier gespielt. Besonders der Gutsverwalter Pressler, die Advokaten Renatus Heller und Martin Fauerbach haben mir mit sehr gut gefallen, weil es für sie kein Standesdenken gibt, ebenso die Schäferfreunde und Gildebrüder, für die eine Frau als Schäferin doch eher ungewöhnlich war, sind so selbstlos und einfach nur unglaublich tolle Freunde.
Jedes Kapitel wird mit einer speziellen Heilpflanze und deren Wirkung eingeführt, die in diesem Kapitel in irgendeiner Weise, ob positiv oder negativ, vorkommt, das ist total klasse aber auch sehr interessant gemacht.
Man könnte noch so viele Details erwähnen, würde aber doch zu viel verraten, nur der Satz von Martin Fauerbach fasst es wunderbar zusammen: „Wer sich über tröstliche und wundersame Geschichten, die das Leben zuweilen schreibt, nicht mehr freuen kann, der kann sich über gar nichts mehr freuen und ist ein hoffnungsloser Zyniker – und davon hat die Welt fürwahr schon genug.“
Fazit
Ich kann das Buch jedem empfehlen, unglaublich spannend, gefühlsgewaltig und ein großes Leseerlebnis!