Rezension von Annemarie
Inhalt
Die Therapie von Erkrankungen erfolgt heutzutage meist mittels konventioneller, synthetisch hergestellter Medikamente. Doch es gibt auch die natürliche Variante auf Basis von Pflanzen. Und so nutzen immer mehr Menschen, und mittlerweile auch die Schulmedizin vermehrt, Heilpflanzen zur Behandlung ihrer Erkrankung. Und genau darüber erfährt man in diesem ausgesprochen umfangreichen Werk.
Zunächst zum grundsätzlichen Aufbau: Das Werk ist in zwei Hauptteile geteilt: Im ersten Teil erhält man viele grundlegende Informationen zu Krankheiten und deren Behandlung, der zweite Teil enthält die Heilpflanzenporträts. Im ersten Teil wird in die gesamte Thematik eingeführt. Hier wird u.a. erläutert, welche Inhaltsstoffe Heilpflanzen haben, welche Pflanzenteile als Arznei wie verwendet werden und was für pflanzliche Zubereitungen sowie Präparate es gibt. Im zweiten Teil werden die Indikationen nach Organsystemen behandelt. Hier werden die jeweiligen Systeme zunächst mit Aufbau und Funktion erläutert, man bekommt also deren naturwissenschaftliche Grundlagen vermittelt. Meist ist an dieser Stelle auch eine Farbzeichnung des jeweiligen Organsystems zu finden. Im Anschluss daran werden typische Erkrankungen des jeweiligen Systems kurz vorgestellt. Aufbauend darauf werden je nach Art der Erkrankung unterschiedliche Behandlungsweisen genannt und auch im Diagramm dargestellt, etwa Diaphoretika, also schweißtreibende Heilpflanzen versus Antipyretika – fiebersenkende Heilpflanzen – zur Behandlung von Erkältungen. Zu diesen Behandlungsweisen werden im Anschluss Heilpflanzen genannt – schriftlich, aber auch im Diagramm. Diverse in Grün hervorgehobene Rezepte mit und aus den jeweiligen Heilpflanzen sind in die Erläuterungen eingefügt.
Im Heilpflanzenteil sind die Pflanzenarten alphabetisch nach deutschem Namen geordnet. Der Aufbau ist bei jeder Pflanzenart gleich. Nach einer Kurzinformation zu Familie, verwendeten Pflanzenteilen und Volksnamen wird erläutert, welche botanischen Merkmale die Pflanze hat und an welchen Standorten sie wächst. Es folgen Infos zu Erntezeitpunkt, Inhaltsstoffen, Wirkungsweisen sowie Indikationen – unterteilt in Kommission E, ESCOP, HMPC und Volksheilkunde. Diese Infos sind relativ kompakt zusammengefasst. Ausführlicher wird im Anschluss erläutert, wie die Pflanzenbestandteile zubereitet und angewendet werden. Weitere Infos zur Löslichkeit der wirkaktiven Inhaltsstoffe, welche Präparate es in der Apotheke gibt sowie zu Nebenwirkungen. Kontraindikation und Wechselwirkungen folgen. Abgeschlossen wird das Kapitel durch die Erläuterung von Besonderheiten in Bezug auf die Pflanze. Hierbei wird oft auf die Entstehung des Artnamens und generell gerne auf die Historie der Anwendung dieser Pflanze eingegangen. Zu fast jeder Pflanze ist ein Farbfoto – darunter meist ein großformatiges – vorhanden.
Rezension
Ich persönlich fand das Werk ausgesprochen aufschlussreich. Sehr gut fand ich, dass sämtliche Inhalte wirklich zur Gänze erläutert werden. So steht im Band beispielsweise nicht einfach, dass eine Pflanze gegen Depressionen hilft, sondern auch, wo genau sie ansetzt, etwa bei der Beruhigung oder der Stimmungsaufhellung. Ebenso gefiel mir sehr gut, dass so viele unterschiedliche Heilpflanzen behandelt werden, darunter sowohl einheimische – hier werden allerdings nur die wichtigsten genannt, d.h. die mit der besten Wirksamkeit gegen Erkrankungen, während Pflanzen mit nicht nachgewiesener oder nur sehr, sehr schwacher Wirksamkeit ausgespart werden – als auch einige exotische. Und: Es gibt durchaus auch Pflanzen, die man selbst sammeln und mittels Teeaufguss zur Eigentherapie nutzen kann. Möchte man die Pflanze anbauen, helfen die paar Anbauhinweise schon ganz gut, reichen allerdings nicht aus.
Besonders positiv aufgefallen ist mir, dass dieser Band kein trockener Band ist, sondern die Autorin unglaublich viel Liebe und Hintergrundwissen mit eingebracht haben. So wird jede Pflanze doch irgendwie liebevoll mit ihrer Historie und ihren besonderen Eigenschaften vorgestellt und erläutert. Dadurch bekommt man die Pflanzen nicht nur als reine Mittel zum Zweck vermittelt, sondern entwickelt automatisch auch eine Wertschätzung und – wenn man das so sagen kann – Sympathie für die jeweilige Pflanze. Und das fand ich ziemlich schön. Denn so entsteht eine Dankbarkeit und auch eine Aufmerksamkeit für die Schätze, die uns die Natur bietet und das Bewusstsein, dass keine Pflanze selbstverständlich ihre Heilwirkung abgibt und man dafür dankbar sein muss.
So ganz einfach ist der Umgang mit dem Band allerdings leider nicht. So muss man vorne im Band erst nachschlagen, welche Pflanze gegen welche Erkrankung hilft. Unter den Pflanzenporträts schaut man dann die Einzelheiten in Bezug auf die Anwendung nach.
Infolge des Umfangs und der hohen Fachlichkeit des Inhalts, der teilweise so für Laien nur schwer verständlich und zudem weniger interessant ist, empfehle ich das Werk insbesondere Fachkräften. Hierunter sind beispielsweise Heilpraktiker sowie Mediziner mit Interesse an der Heilpflanzenkunde zu nennen.
Fazit
Ein Werk, das vor Heilpflanzenwissen nur so strotzt und fachlich absolut korrektes und tiefgehendes Wissen schön und trotz aller Fachlichkeit auch unterhaltsam rüberbringt. Infolge seines Umfangs und der Fachlichkeit dennoch vor allem Fachpersonal sowie sehr interessierten Laien zu empfehlen.