Rezension von Annemarie

Zentralasien – eine Gegend, die oft übersehen wird. Ihre Geschichte ist bunt und vielfältig und doch bei sämtlichen Staaten stark durch den Einfluss der Sowjetunion geprägt. Doch wie sah es dort vorher aus? Wie stark und welcher Art war der sowjetische Einfluss? Und auf welche Weise haben sich die Staaten seitdem entwickelt?

Darüber informiert Thomas Kunze in diesem Buch. Er ist Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung, Professor in Taschkent (Usbekistan) und Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung für Zentralasien mit Sitz in Taschkent. Nach einem Vorwort wird zunächst in einem relativ kurzen Kapitel über die Landschaft Zentralasiens. Es folgen Kapitel zur Geschichte des Gebiets von der Bronzezeit bis in die heutige Zeit und zu Glaube, Religion und Macht, darunter auch zum Zoroastrismus. In den sich anschließenden Kapiteln werden Völker, Staaten und Sprachen, Politik und Gesellschaft in den Staaten, die Geopolitik sowie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Zentralasiens behandelt. Im letzten Kapitel „Alltagserfahrungen“ werden ein paar Informationen zu den Besonderheiten des alltäglichen Lebens in Zentralasien gegeben. Nachwort, Literaturempfehlungen, Basisdaten der einzelnen Staaten und eine Schwarzweiß-Karte des gesamten Gebiets vervollständigen das Ganze.

Zur besseren Übersichtlichkeit sind die Kapitel in Unterkapitel unterteilt.

Rezension

Ich hatte mich sehr auf den Band gefreut, war nach der Lektüre aber leider etwas enttäuscht. Unter „Porträt einer Region“, wie es im Untertitel zu diesem Band steht, hatte ich mir vorgestellt, dass der jetzige Ist-Zustand der Region im Vordergrund steht. Darin hatte ich mich leider getäuscht. Es geht in dem Band vorwiegend um die Geschichte der Länder und des ganzen Gebiets. Der Schreibstil ist intellektuell durchaus nicht anspruchslos, sodass man schon ein gewisses Maß an Konzentration benötigt, das Buch durchzulesen. Zweifellos – der Inhalt ist für Personen, die sich für die Historie der zentralasiatischen Staaten interessieren, zweifellos interessant, der Schreibstil fein und die Inhalte gut recherchiert. Schön ist auch, dass die historischen Erläuterungen tatsächlich bis ins Jahr 2018 gehen, aber das hat eben nicht ausgereicht, mich zu fesseln. Der aus meiner Sicht mit Abstand am interessanteste Teil „Alltagserfahrungen“ war leider gerade einmal sieben Seiten lang. Daher gibt man, wie ich dank meines Aufenthalts in Zentralasien weiß, zu diesem Thema jede Menge Besonderheiten.

Wenn über eine Region geschrieben wird, fände ich es zudem schön, auch ein paar Bilder der Region zu sehen. Gerade Abbildungen können vieles besser zeigen, als es Text kann. Leider gibt es kein einziges Bild im gesamten Buch, nur zwei Farbfotos im vorderen Klappeneinband. So habe ich während des Lesens Veranschaulichungen sehr vermisst, zumal mir der Inhalt auch recht trocken vorkam. Irgendwie fehlte mir einfach das Gesamtpaket, das auch etwas anschaulichere und lebendigere Schilderungen von Land und Leuten beinhaltet. Wenn der Schreibstil dann wirklich mitreißend wäre, wäre dies zu verschmerzen, doch auch den Schreibstil von Herrn Kunze empfand ich als wenig anregend.

Fazit

Ich hatte gehofft, mit der Lektüre dieses Bandes auch etwas Lust auf Land und Leute zu bekommen. Dies ist aber gar nicht erfolgt. Daher bin ich von dem Band nicht so begeistert. Gerade für Reisen eignet er sich meiner Ansicht nach daher allenfalls als Hintergrundlektüre für Interessierte an der jüngeren Historie. Schön ist hingegen aus meiner Sicht die Kompaktheit des Bandes, also das eher geringe Gewicht und die ganz handliche Größe. Daher kann man den Band theoretisch gut nach Zentralasien mitnehmen, wenn einen denn der Inhalt interessiert.

Wer sich für die geschichtliche Entwicklung Zentralasiens und deren Auswirkungen auf die heutige Kultur interessiert, wird in diesem Band sicherlich eine zuverlässige, gut recherchierte Lektüre finden.