Rezension von Annemarie

Wir haben Meinungsfreiheit, wir bilden uns unsere Meinung frei. Und wenn wir manipuliert werden, dann merken wir das meistens sehr schnell. Das ist falsch, meint Walter Lippmann, der Autor dieses Werkes. Denn seiner Ansicht nach ist es gang und gäbe, dass die öffentliche Meinung manipuliert wird.

Dieses Buch stellt nun die Neuauflage des Buches „Public Opinion“ dar, das bereits im Jahr 1922, also vor 96 Jahren (Stand: 2018) veröffentlicht wurde. Dennoch ist der Band bis heute aktuell. So stellt es mittlerweile „den“ Klassiker unter den Büchern dar, die sich mit dem Thema Meinungsmanipulation befassen. Ziel der Herausgeber der Neuauflage, Walter Ötsch und Silja Graupe, ist es, den Leser dazu zu bringen, wieder kritischer zu denken und zu hinterfragen, welchen Quellen man Vertrauen schenkt – und insbesondere auch, welchen nicht.

Der Band besteht aus acht Teilen und zusätzlich einer ausführlichen, über vierzig Seiten langen Einführung von den Herausgebern. In dieser geben die beiden einen überblicksartigen Einstieg darin, wie mächtig innere Bilder sein können und wie man diese bei Menschen manipulieren kann.

Die acht „eigentlichen“ Teile sind von Walter Lippmann verfasst. Nach einer Einleitung folgen im zweiten Teil die „Annäherungen an die äußere Welt“. In dieser geht der Autor auf die uns umgebenden gesellschaftlichen Strukturen näher ein. Es schließen sich Teil drei „Stereotypen“, Teil vier „Interessen“, der die Bildung von Interesse beim Menschen zum Thema hat und Teil fünf „Die Entstehung eines gemeinsamen Willens“ an. Im sechsten Teil wird näher auf das Bild der Demokratie eingegangen, im siebten auf die Macht der Zeitungen und im achten auf die organisierten Intelligenzen.

Anmerkungsverzeichnis, Literaturhinweise der Herausgeber sowie Personen- und Sachregister schließen das Werk ab.

Rezension

Wer sich für diesen Band interessiert, sollte auf jeden Fall wissen, dass er 1922, also vor fast 100 Jahren erstveröffentlicht wurde. Auch wenn die Herausgeber deutlich aktueller schreiben, der Kern dieses Buches ist aus einer Zeit, in der es weder Telefon, noch Fernseher und schon gar kein Internet gab, sondern eigentlich nur Zeitungen und Mundpropaganda. Die Themen Fernseher und Internet, die aus meiner Sicht für die Bildung der öffentlichen Meinung in der heutigen Gesellschaft von erheblicher Bedeutung sind, werden von Lippmann demzufolge komplett ausgelassen. So ganz vollständig fand ich den Band daher nicht. Dennoch sind seine Gedanken grundsätzlich nach wie vor aktuell und vielleicht wichtiger denn je.

Der Band lässt sich flüssig lesen, ist allerdings schon etwas anspruchsvoll. Wer also einen Bestseller zum „Abschalten“ und zur Entspannung benötigt, wird sich mit diesem Band keinen Gefallen tun. Für alle, die sich über die Thematik informieren wollen und für Medien und Politik interessieren, eignet sich der Band hingegen sehr gut. Der Sprachstil ist nicht akademisch, aber fundiert wissenschaftlich.

Fazit

Für alle, die einen anspruchsvollen Klassiker zur Bildung der öffentlichen Meinung lesen wollen und an Medien sowie an Politik interessiert sind, ein lesenswertes Werk.